Freitag, 28. April 2023

18. Auf der Suche nach dem Frühling

An meinem Geburtstag hab ich das Wohnmobil aus dem Winterlager geholt. Nach Ummeldung von Peter auf Evelyn (endlich gehört es jetzt „richtig“ ihr) hat es wieder ein neues Kennzeichen bekommen. VI-913 AW. Slowenische Jahresvignette gekauft (die gilt 365 Tage!), Campingcard besorgt, zweite Gasflasche sowie kleine Gasflasche für den Grill, Service durch Hajko und dann wären wir eigentlich reisefertig gewesen. Ein kleiner Schnupfen von Evelyn hat aber die Abfahrt verzögert, dann noch Einbrecher, die mitten am Vormittag während 1 ½ h Abwesenheit einen unbeschreiblichen Saustall angerichtet, glücklicherweise aber außer Evelyn's Omegauhr, der Taschenuhr meines Urgroßvaters und ein wenig Bargeld nichts gestohlen haben und schließlich noch ein richtiges Sauwetter, bei dem es bis weit nach Kroatien hinunter geschneit hat (beim Sveti Rok Tunnel meterhohe Schneeverwehungen).

Donnerstag 02.03.2023, 11:20 h.

Mit zwei Tagen Verspätung starten wir bei 125.678 km.

Durch den Karawankentunnel und über die Autobahn ereignislos bis Zagreb.

Dort stellen wir uns bei 125.921 km auf den riesigen Parkplatz südlich des glavni kolodvor - des Hauptbahnhofes. Die Parkgebühr hätte € 8,-- für 24 h betragen, aber der Automat wollte von meiner Karte nichts abbuchen. Als ein Parkwaschl vorbeikommt, spreche ich ihn darauf an und ersuche ihn um Hilfe. Nachdem auch er scheitert, sagt er, wir sollten einfach stehenbleiben.

Ban Jelačić


Zu Fuß unter dem Bahnhof durch und entlang der Parks rauf zum Ban Jelačić-Platz, dann zur Kathedrale, die gerade renoviert wird, über den Dolac-Markt, der schon zugesperrt hat und die Tkalčićeva ulica mit ihren Beiseln rauf und wieder runter. Dann zurück zum Wohnmobil, einen am Bahnhof gekauften Burek verzehrt und ab in die Heia.


Freitag 03.03.2023

Um 09:00 h Start, irgendwo auf der Autobahn bei 126.159 km (546 km) 65,94 l um € 91,-- getankt. Nach einigen Fehlern beim Abbiegen mit 126.350 km in der Višnjička ulica 25 bei LHC Serbian Campers abgestellt. Evelyn sind die 429 km lange vorgekommen, wahrscheinlich weil wir bei ständigem Nebel schnurgerade durch die slawonische Ebene fuhren. Der Platz ist nicht ganz eben, auf die Keile kommt man nicht rauf, weil der Untergrund nasse Wiese ist. Der Chef ist freundlich, die junge Chefin noch freundlicher. Kosten € 15,-- pro Nacht alles inklusive. Das WLAN ist so schwach, daß es nur vor der Rezeption funktioniert.

Beschaulicher Abend im Wohnmobil.

Samstag kommt niemand daher, den wir nach Bustickets bzw. dem richtigen Bus fragen könnten, also ruf ich ein Taxi, das in wenigen Minuten da ist und uns um RSD 800,-- (inkl. Trinkgeld = € 7,--) ins Zentrum führt, genaugenommen zum Kosančićev venac. Von dort gehen wir zu Fuß zur Festung Kalemegdan, die wir ausgiebig besichtigen. 

 

Kalemegdan

Nach zwei Espresso und einem Nikšičko pivo bei den Dinosaurierfiguren am Rand der Festung (für die wir Eintritt bezahlen müssen!) Bummel durch die Fußgängerzone der Kneza Mihaila ulica. Irgendwo essen wir Čevapi und zum Schluß nehmen wir ein Taxi zurück, das diesmal RSD 2.300,-- für die Fuhre verlangt. Irgendwo hat man mir falsch Geld herausgegeben und es fehlen ca. RSD 3.000,-- in der Kassa.



Am Abend schaut der Chef doch noch vorbei und ich bezahle gleich. Er kann schließlich doch auf € 100,-- herausgeben.



Sonntag 05.03.2023

Nachdem wir schon gestern gezahlt haben, sind wir ohne Streß um 09:10 h draußen beim Tor. Unterwegs fällt die hohe Dichte der Autobahnraststätten auf. Bei einer bleiben wir stehen, wechseln noch ein bißchen Geld und kaufen Evelyns „Heet's“-Zigaretten um € 3,-- die Packung.



Bei Niš fahren wir für eine kleine Besichtigungstour ab. Festung, Bali Bey Moschee, Fußgängerzone und schließlich ein Espresso im „Flert kod Sremca“ neben den Bronzefiguren der beiden Trinker. Dort beschließen wir, die 2,7 km bis zum Schädelturm zu Fuß zu bewältigen. Hin und zurück bringen wir es samt der Festungsrunde auf 12.000 Schritte.

Čele kula


Wir fahren weiter nach Süden und staunen, das wir für den Halt beim Motel Predejane die Autobahn verlassen müssen. Eingeparkt um 17:00 h bei 126.671 km. Der Platz ist ein wenig schief, aber von Kameras überwacht. Die Rezeptionistin hat gleich mehrere Monitore bei sich stehen. Kosten inkl. alles RSD 1.680,--. Auch hier geht das WLAN nur bei der Rezeption.

Montag 06.03.2023

06:10 h die Heizung stottert und gleich darauf ist die Gasflasche leer.

Nachdem wir in dem kleinen Laden noch ein bißchen eingekauft haben, insbesondere eine Palette Jelen pivo, fahren wir um 08:20 h los.

Bald überqueren wir die mazedonische Grenze. Die Grenzpolizistin will neben den Reisepässen auch die Fahrzeugpapiere (Zulassung, grüne Karte) sehen und meinen Führerschein.

In Skopje machen wir in der Mirce Acev halt bei einer Waschstation, die auch als Stellplatz eingezeichnet ist. Zuerst sind wir daran vorbeigefahren, weil es so eine „Gstätten“ war und haben ein paar Ehrenrunden gedreht. Dann geht’s auch hier auf die Festung. Von oben sieht man immer alles am besten. Nach 2-3 Stunden zahlen wir € 10,-- fürs Parken und weiter geht es auf die Autobahn nach Griechenland. Bei 126.759 km (599 km) tanken wir 67,95 l um MDen 5.300,-- also ungefähr € 87,--. Die Hinweisschilder für Autobahnraststätten in Mazedonien preisen sämtlichen Service an, geben tut's dann meist nur eine Tankstelle. Wenn der Tankwart auch Zuckerl verkauft, rechtfertigt das offenbar den Hinweis „Einkaufsmöglichkeit“.


Um 16:00 h reisen wir bei 126.950 km nach Griechenland ein. Um 17:15 h erreichen wir den CP Agiannis in Makrigialos. Der steht offen, aber es ist niemand da. Die einzigen aktuellen Gäste außer uns, zwei deutsche Frauen, meinen, daß der Manager vielleicht im Restaurant ist. Dieses ist geschlossen, da ist niemand. Wir stellen uns auf einen freien Platz und schließen den Strom an, der funktioniert. Bei 127.055 km stellen wir den Motor für heute ab.


Dienstag 07.03.2023

Auch in der Früh kreuzt niemand auf, wir haben also zur Begrüßung in Griechenland gleich eine Gratisübernachtung bekommen. Um 08:20 h machen wir uns auf den Weg und suchen auf kleinen Nebenstraßen immer am Meer entlang ein Platzl, das uns gefällt. Es sind nicht nur alle Campingplätze zu, sondern auch alle Beisln, Läden, überhaupt alles, die Gehsteige sind hinaufgeklappt. Wegen der kurvenreichen Straßen muß ich häufig schalten und auf einmal hab ich den Knauf des Schaltknüppels in der Hand und die Feder des Zugrings für den Retourgang fliegt durch die Gegend. Nach ca. 50 km geben wir daher auf, lenken das Wohnmobil Richtung Autobahn und fahren auf schnellstem Weg zum Fährhafen Glyfa. Dort parken wir direkt am Hafen um 13:45 h bei 127.273 km ein.



Am Ende der Mole ist eine Taverne, die offen hat, gleich neben dem Wohnmobil eine kleine Kneipe mit der Aufschrift „Man spricht deutsch“. Der Wirt Sterios ist geschätzt Mitte 70, freundlich und spricht sehr gut deutsch. Ein netter Kerl, dessen plakatiertes Motto allerdings mit seiner Rede im Widerspruch steht. Er liest mir vor und übersetzt sogleich „Ich vertraue in Gott, ich habe nichts, ich bin frei!“ Dann hadert er damit, daß er als junger Mann und gelernter Mechaniker seinen Job bei der griechischen Eisenbahn aufgegeben hat, obwohl sein Chef ihm anbot, ihn unkündbar zu stellen, weil er ihn nicht verlieren wollte. „Wenn mein Chef hier eine Freude mit mir hat, wird auch ein Chef in Deutschland mit mir eine Freude haben.“ sagte er und ging. Jetzt hadert er herum, wieviel klüger es gewesen wäre, zu bleiben.


Ein paar Meter weiter ist noch ein offenes Beisel, das „Marabu at the corner“, daß sich am Abend in erstaunlichem Ausmaß mit Einheimischen füllt. Wir haben in der Taverne „Zisis“ gegessen und danach den Abend im Wohnmobil verbracht.


Mittwoch 08.03.2023

Nachdem ich € 30,20 für die Tickets bezahlt habe (je € 3,40 für uns, € 23,40 für das Wohnmobil), fahren wir um 08:35 h an Bord der Fähre. Kurz nach der Ankunft auf Euböa tanken wir bei 127.274 km (516 km) 63,32 l um € 107,--.Wenige Meter weiter gibt es laut Auskunft des Tankwarts einen Laden mit Gas. Tatsächlich bietet die Greißlerin Flaschengas an, allerdings sind ihre Flaschen von froschgrüner Farbe und sie meint, daß sie unsere braune Euroflasche nicht eintauschen kann, umgekehrt werden wir ihre Flasche auch nirgendwo sonst loswerden.


Nur ein paar Kilometer weiter gibt es aber eine Gashändlerin, die unsere leere Flasche um € 18,-- mit 10 kg Propangas auffüllt. Wenig später halten wir bei der Taverne am Strand von Kanatadikon, deren Parkplatz auf park4night empfohlen wird. Die Chefin ist anwesend, sagt aber gleich, daß sie bedauert, daß sie in dieser Saison nur Samstag und Sonntag geöffnet hat. Aber wir dürften bleiben, im nächsten Ort gäbe es auch Lebensmittelgeschäfte. Da auch hier die Gehsteige oben sind, fahren wir weiter Richtung Chalkida. Es geht den Berg rauf, steil und kurvenreich und ebenso wieder hinunter und wieder hinauf und wieder hinunter. Vor ein oder zwei Jahren ist hier auf vielen Quadratkilometern der ganze Wald abgebrannt. Bei Chalkida fahren wir vorbei und biegen knapp südlich davon nach Osten ab und wieder geht es in die Berge zum winzigen Kaff Vrisi, bei dem der Dragoneras-cliffs-camping liegt.




Der Platz ist absolut empfehlenswert. Sehr sauber, frisch planierter feiner Schotter, Duschen mit Warmwasser aus Solarboilern. Maria, die Betreuerin ist sowas von freundlich. Am nächsten Tag bringt sie uns einen „Willkommenskorb“ mit Orangen, Zitronen, Eiern von ihren Hühnern und selbstgebackenem Kuchen.


Als wir das Wohnmobil um 15:00 h bei 127.483 km abstellen sind außer uns nur zwei junge deutsche Zeltler, ein älteres französisches Ehepaar mit Wohnmobil und eine Tiroler Jungfamilie mit VW-Bus da.


Linsen mit Speck aus der Dose sind nicht einmal so schlecht.


Am nächsten Tag wandern wir Richtung Wasserfall bei Manikiates. Unterwegs machen wir einen Abstecher hinauf zur Kirche, die auf den Campingplatz hinabschaut. Den Wasserfall erreichen wir nicht, weil meine Knie immer schlimmere Probleme machen und wir am Schluß von der Straße einige Höhenmeter absteigen (und dann wieder heraufkraxeln) hätten müssen. Beim Heimgehen werden die Knieschmerzen immer schlimmer. Da Radfahren geht, radle ich neben Evelyn ins Dorf, um die Taverne zu besichtigen, aber die macht einen geschlossenen Eindruck.


Später radle ich noch nach Konistra einkaufen. Bei der Gabelung hinter Vrisi nehme ich die linke Straße und plage mich ordentlich den Berg hinauf. Durch den Sprühdreck am Fahrradträger ist die Schaltung steckengeblieben und ich kann die vorderen Zahnkränze nicht wechseln, nur die hinteren. Abends gibt’s Eier mit Speck.



Freitag hab ich die Schaltung gängig gemacht und radle daher langsam im ersten Gang neben Evelyn her wieder Richtung Konistra zur Kirche Phlega, die die Glocke am Baum daneben angebracht hat und schließlich zur Quelle des Flusses Kolethra, einem richtigen Karstflüsschen mit tiefem, stillen Quelltümpel aus dem ein ordentlicher Bach abfließt. Zurück hätten wir gern einen Wanderweg genommen, aber mit Behinderung mit dem Fahrrad durch oder über so manches Gewässer geht halt nicht.



Zur Belohnung gehen wir am Abend in die „River“-Taverne, von der uns Maria versichert hat, daß sie um 19:00 h aufsperrt. Wir verfehlen unser Ziel und kehren im „River“-Cafe ein, das geöffnet hat, als wir erscheinen. Das Lokal schaut ein bißchen abgefuckt aus, aber alle Tische haben Platten aus Olivenholz. - geil. Wir kriegen Tsatsiki, Tomatensalat, ich auch Feta und dann Souvlaki mit Pommes frites, die mit Oregano gewürzt und mit geriebenem Parmesan bestreut sind. Originell und gut. Für das Essen und 1 l Wein zahlen wir inklusive Trinkgeld € 25,--. Erst als wir zum Campingplatz aufbrechen bemerken wir, daß die „River“-Taverne das nächste, leicht zurückversetzte Haus ist und wir im falschen Lokal eingekehrt sind. Macht nichts, geschmeckt hat es auch da und billig war's obendrein.


Samstag 11.03.2023

Nach gemütlichem Zusammenpacken verlassen wir um 10:30 h diesen freundlichen Ort. Maria hat uns für drei Übernachtungen € 30,-- in Rechnung gestellt und – nachdem sie heute nicht da ist – am Telefon gesagt, wir sollten das Geld im Klo hinterlegen. Wir haben es trotzdem den Franzosen mit der Bitte um Weitergabe überreicht.


Zurück nach Chalkida geht es auf demselben Weg wie her, dann über die Brücke zum Festland und auf nach Athen. Am Vorabend hab ich noch den Greececamperstop in Koropi, einem südlichen Vorort Athens ausgemacht. Sonst schaut es ja mit Camping- oder Stellplätzen in Athen schlecht aus. Um 14:00 h stellen wir das Wohnmobil dort mit 127.637 km ab. Das Einchecken funktioniert super, obwohl keiner da ist. Ein Anruf bei der ausgehängten Telefonnummer wird sofort angenommen, Thasos, der Betreiber, schickt uns den Code für das Zahlenschloß und mehrere Videos mit Anleitungen und Tips für Bushaltestelle und Taverne.



Der Tip mit der Taverne war auf alle Fälle gut. Durch ein finsteres Gassl, lauter Einheimische, gutes Essen, günstige Preise.


Sonntag machen wir uns so gegen 08:30 h auf die Socken, der 330er Bus ist auch bald da und bringt uns zur Metrostation Koropi. Auch dort nur ca. 5 min Wartezeit. Die Metro kommt vom Flughafen und ist gerammelt voll. Wir stehen uns bis zur Station Monastirakiplatz die Beine in den Bauch. Dann geht es gleich nach einem Kaffee im Riesenladen Bairaktari zu Fuß auf den Berg. Vorbei an den Ruinen der römischen Agora erklimmen wir die Akropolis. Wahre Massen an Menschen. Wir haben Glück, daß ein professioneller Guide zuviel Karten gekauft hat und sie frei anbietet, sich aber außer uns keiner getraut, die „schwarz“ angebotenen Tickets zu kaufen. Also keine Wartezeit, rauf und Steine besichtigen.



Nach einem wahrhaft ausgiebigen Rundgang steigen wir auf der Südseite über das Dionysostheater ab und dann geht’s rundherum durch den Stadtteil „Plaka“ mit haufenweise Läden und Beiseln zum Monastirakiplatz zurück. In einem der Beiseln verzehrt Evelyn einen ausgezeichneten Nußkuchen mit Chilieis.



Am Monastiraki treffen wir noch eine freundliche Mitarbeiterin der Citysightseeingtours, die uns über die Möglichkeiten der drei verschiedenen Routen der hop on – hop off – Busse aufklärt.

Da die Runde ausgiebig war, geht es mit Metro und 330er Bus zurück zum Wohnmobil.


Montag Früh lernen wir dann Thasos persönlich kennen. Er ist halber Grieche mit deutscher Mutter, seine Frau Stella ist Portugiesin. Sie betreiben den Platz erst seit September. Thasos führt uns mit seinem Bus zur Metro, was sehr angenehm ist. Die Metrofahrt ist das Abbild der gestrigen. Am Monastirakiplatz kaufen wir Tickets für alle drei Routen, die 48 h gelten. Wenig später erklimmen wir einen der Busse für die erste Tour, die Stadtrunde.

Turm der Winde


Nach der Busrunde gehen wir zu Fuß die Athinasstraße hinauf bis zum Omoniaplatz. Haufenweise kleine Läden, in denen man alles mögliche kaufen kann und ein wirklich großer Markt. Am Omoniaplatz fahren wir über die Rolltreppen hinauf bis ins letzte Geschoß des Hodos-Kaufhauses, wo sich ein Cafe mit lässigem Blick über Athen befindet. Nach dem Stopp geht’s weiter zu Fuß zum Syntagmaplatz und von dort wieder mit Metro zurück zum Wohnmobil. Um der Bildung Genüge zu tun: „Syntagma“ heißt „Verfassung“ und am Syntagmaplatz steht das griechische Parlament.

Das Parlament am Syntagmaplatz


Dienstag, dritter Tag in Athen. Wieder mit Thasos zur Metro, wieder die gleiche Fahrt, allerdings nur bis zum Syntagmaplatz und von dort einen dreiviertel Kilometer zu Fuß zum Hadriansbogen beim Zeustempel. Dort beginnt nämlich die zweite Tour von citysightseeing, die zur Riviera Athens. Die Wohnviertel draußen am Meer sind wirklich erste Klasse. Eine Marina reiht sich an die andere. Dazwischen schöne Strände. Bei der Rückfahrt verlassen wir den Bus bei der Pantion-Universität, um auf den dritten Bus zu wechseln, den nach Piräus.

Der Hadriansbogen


Piräus selbst ist eher schiach, einzelne wirklich schöne, restaurierte Gebäude stechen aus der Masse heruntergekommener oder sogar teilweise abgebrannter Häuser heraus. Die Hafenanlagen mit den cruisingterminals sind wirklich enorm groß, der Rest einschließlich des Yachthafens Mikrolimano ist nicht so berauschend, daß wir uns zu einem Ausstieg und Zwischenstop entschlössen. Also zurück bis zur Endstation, dem Philopappouhügel. Von dort wieder zu Fuß an der Akropolis vorbei zum Monastirakiplatz und dort Essen im Bairaktari, was wir besser nicht getan hätten. Erst um 19:10 h kommen wir zurück zum Wohnmobil, Thasos ist schon weg.


Mittwoch 15.03.2023

Egal wie faszinierend eine Stadt auch sein mag, drei Tage Stadtbesichtigung sind genug.

Nach gemütlichem Abpacken verlassen wir um 09:40 h den Greececamperstop. Zuvor hab ich Thasos noch nach Schrottplätzen gefragt, nach denen ich bisher erfolglos gesucht habe. Er meint, daß das Problem mit dem Schaltknauf bekannt ist und zwar nicht nur bei Fiat-Ducato, sondern auch Mercedes-Vito und Citroen. Alle haben den gleichen und das gleiche Problem. Ein Schrottplatz würde nicht helfen, ich solle das Ding am besten neu im Internet bestellen. Kostet bei Fiat original € 60,--, im Internet als Nachbau € 8,--.



Bald sind wir auf der Autobahn und schon kurz nachdem wir die letzten Außenbezirke Athens hinter uns gelassen haben, nähern wir uns der Abfahrt zum Isthmos. Wir besichtigen den Kanal und lernen, daß er von österreichisch-ungarischen Ingenieuren geplant und erbaut und von Kaiser Franz Josef eröffnet wurde. Nur kaum mehr als 10 km weiter fahren wir wieder von der Autobahn ab und machen um 12:00 h bei 127.753 km Halt beim „Ancient Korinth Camperstop Aphrodites waters“. Freundlicher Betreiber, gutes Abendessen um nur € 30,-- (inkl. Trinkgeld) für uns beide, obwohl es Fisch gab.



Donnerstag bewegen wir uns langsam. Glücklicherweise ist das Wetter besser als vorhergesagt. Anstatt des ganztägigen Regens kommt manchmal sogar die Sonne durch die Wolken. Wir machen uns daher um 11:00 h auf nach Akrokorinth. Beeindruckende Festung und herrliche Ausblicke weithin. Man braucht für die Besichtigung des Areals, das von einer Mauer mit 3 km Länge umgeben ist, tatsächlich die in Touristenführern angegebenen 3-4 h. Um ungefähr 14:30 h sind wir mit 127.764 km zurück auf unserem Platz beim Camperstop.



Freitag 17.03.2023 – Lakonien, westl. des Argolischen Golfes, Argolikos kolpos

Gestern haben wir noch einmal in der heimeligen Athmosphäre des Platzbetreibers zu Abend gegessen, heute geht’s weiter. Nicht nur für uns, sondern auch für die deutschen Nachbarn mit dem Winnebago „Sitting Bull“. 10,80 m lang, 10,6 t schwer, das Chassis von Spartan, dem Hersteller der allamerikanisch gleichen Schulbusse. Mit einem Wohnmobilaufbau eben. Und mit einem 6 l Dieselmotor, der nur 25 l/100 km verbraucht. Der Freund der Deutschen hat ein ähnliches amerikanisches Ungetüm, nur neuer, ein Chevrolet mit einem 8 l Benzinmotor. Der säuft über 30 l/100 km. Da bekommt jeder Tankwart feuchte Augen und die Grünen, die keiner von uns mag, kriegen Schnappatmung.


Nach gemütlichem Frühstück, Dusche und Abbau geht’s um 11:00 h los. Bezahlt werden € 46,-- für 2 Übernachtungen, 1,5 l Weißwein, 1,5 l Rotwein und ½ l Olivenöl bester Qualität. Los geht’s aber nur vom Stellplatz bis zur Ausfahrt. Dort ist Stopp. Der Deutsche kriegt mit dem Winnebago die Ausfahrt nicht hin. Wir warten 30 min bis er im letzten Moment vor dem endgültigen Steckenbleiben mit dem Retourgang nach mehrmaligem Reversieren wieder auf den Platz kommt, um es dann rückwärts hinaus zu versuchen. Wir warten den Versuch nicht ab und starten durch die nunmehr freie Ausfahrt um 11:30 h endgültig Richtung Süden.

Typisches griechisches Gebetshäuschen.


Nach einer halben Stunde Fahrt tanken wir bei 127.805 km (530 km) 53,39 l um € 88,--. Mit einer kurzen Pinkelpause an einem Aussichtspunkt geht es zum Camp Semeli in Plaka Leonidio. Mehrere Camper hatten uns schon gewarnt, auch in der App gab es entsprechende Kommentare, ich bin trotzdem dem Navi nachgefahren, das kurz vor Leonidio einen Haken nach links rückwärts schlägt. Es geht dann schmal, aber keinesfalls problematisch durch Folientunnelkulturen um den Ort herum und nach Durchquerung einer Furt eines derzeit völlig ausgetrockneten Flusses zum Platz. Um 14:30 h stellen wir bei 127.888 km den Motor ab.



Der angestellte Platzwart ist freundlich wie bisher eigentlich alle Menschen, denen wir begegnet sind. Nach den diversen Verrichtungen (Fußstützen runterkurbeln, Strom anschließen) machen wir uns auf zu einem Erkundungsspaziergang. Nach wenigen Metern treffen wir auf ein Wohnmobil, das komplett „über die Toppen“ irisch beflaggt ist. St. Patrick's Day. Ich beglückwünsche die Frau, die danebensteht sogleich, aber die sagt, daß sie auch nur die Iren gesucht hat. Sie ist Berlinerin, die seit Jahren in Kärnten lebt. Am Presseggersee. Hier ist sie mit einem VW Caddy mit Vorzelt in Begleitung ihres Mopses. Sie erwähnt noch, daß dies hier jener Platz sei, von dem viele sagen, sie wollten eine Nacht bleiben und dann bleiben sie einen Monat. Dasselbe hatten uns schon die Tiroler beim Dragoneras cliffs Camping gesagt, die selbst einen Monat hier waren und die uns diesen Platz empfohlen hatten und auch noch zwei Schweizer heute morgen, die gestern zum Ancient Korinth Aphrodites waters Campingplatz gekommen waren. Schau'n wir mal, wie lange wir hier bleiben werden.

Nach einem kurzen Strandspaziergang erreichen wir das „Ortszentrum“ mit einem „Supermarkt“, der ungefähr 25 m² hat. Es gibt auch einen kleinen, feinen Hafen. Gerade kommt ein Segler herein. Da das Boot große Ähnlichkeit mit unserer „Slainte“ hat, gehen wir natürlich hin. Es ist eine Seascape 27 unter deutscher Flagge. Der Skipper erzählt, daß er mit dem Boot im Herbst Einhand von Genua hierher gesegelt ist, um hier zu überwintern.



Nach der Rückkehr zum Campingplatz suche ich mit einem Kleeblatt hinterm Ohr und zwei Kleeblättern und einer Dose Gösser in der Hand die Iren auf und wünsche unter Überreichung des grünen Dosenbiergeschenkes Slainte zum St. Patrick's Day. Die Iren freuen sich sehr und sagen, daß sie aufgrund des nicht gerade berauschenden Wetters und des starken Windes die Party auf morgen verschoben haben. Wir sind eingeladen.

Trotz des Windes gelingt mir ein tadelloser Aufbau einer Außenküche und am Abend gibt’s Spaghetti mit Pesto Trapanese, das wir noch in Sizilien gekauft hatten.

Samstag. Wieder ein kurzer Strandspaziergang. Später fahre ich mit dem Radl nach Leonidio, die Lage erkunden. Evelyn ist es zu kalt zum Radeln. Das Abendessen beschränkt sich auf Jause. Brot, Salami, Käse, Saures.



Sonntag. Was für ein erfolgreicher Tag. Ein Camper aus Essen hilft mir mit Bohrern verschiedener Stärke aus und in kürzester Zeit hab ich nicht nur eine neue Sicherung für den Fuß der Wohnmobilstütze montiert, sondern auch die seit Sizilien fehlende Rolle für den Hebemechanismus durch eine neue aus Plastik ersetzt und das ganze mit einem passenden Sägering gesichert. Die Plastikrolle mußte ich auch noch ein bißchen aufbohren und in der Breite um 2 mm kürzen , der Außendurchmesser hat perfekt gepasst. Jetzt ist alles wieder gut. Das Wetter ist viel schöner als gestern und daher spazieren wir zum Hafen, um für das Abendessen zu reservieren. Notwendig gewesen wäre es nicht, in der Taverna Margaret & Mikael sind samt unserem drei Tische besetzt. Evelyn hat „Spicy meatballs“ gewählt, die wirklich ausgezeichnet sind.



Montag. Gerade noch rechtzeitig bin ich aus den Federn, um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Endlich ist es warm genug, daß auch Evelyn radeln geht. Wir fahren gemeinsam in die „Stadt“, trinken Kaffee und steigen ein bißchen herum. Die Kirche ist offen und wir staunen über den Prunk. Richtige Fotos, wie es uns gefallen würde, können wir gar nicht machen, weil eine ganze Kompanie Putzfrauen dabei ist, abzustauben, aufzuwischen und vor allem die goldenen Weihrauchgefäße, Bilderrahmen und Ornamentalien auf Hochglanz zu polieren. Schließlich kaufen wir noch ein und dann geht es zurück. Salat haben wir vergessen und auch Katzenfutter für Fritz, den alten, zahnlosen Kater, der unseren Stellplatz auch zu seiner Bleibe auserkoren hat. Also radle ich allein noch einmal hinein und beschaffe das Fehlende. Nach meiner Rückkehr läßt sich Fritz nirgends blicken. Es gibt Spaghetti bolognese und Paradeisersalat.



Dienstag. Im Gegensatz zu gestern ist der Himmel heute komplett bedeckt. Nach dem Frühstück taucht Fritz auf. Das angebotene Katzenfutter verschmäht er zuerst und gräbt es dann ein. Evelyn meint, er benähme sich wie ein Hund. Wir schaffen aufgrund der Ebbe den Strandspaziergang bis zu den im Norden aufsteigenden Felsen. Hin und zurück 6.500 Schritte. Inzwischen hat Fritz das Katzenfutter wieder ausgegraben und verzehrt. Obwohl davon in der Vorhersage keine Rede war, beginnt es leicht zu regnen und es gibt einen gemütlich faulen Wohnmobil-Nachmittag. Wenigstens komm ich dazu, dieses Logbuch auf neuesten Stand zu bringen.

Fritz the cat


Um 18:00 h, gerade, als wir mit dem Abendessen (Jause) beginnen wollen, geht die in Betrieb befindliche Gasflasche leer, ich aktiviere die, die wir auf Euböa mit 10 kg füllen ließen. Die erste Flasche (mit restlichen 7,4 kg Gas) hat 4 Tage gehalten, die jetzt entleerte, die voll war, also 11 kg Gas hatte, 14 Tage.


Als ich am Abend für eine Zigarette vor das Wohnmobil gehen will, sitzt Fritz auf den Eingangsstufen und will nach Öffnung der Tür gleich herein. Ich gebe Katzenfutter auf den von Fritz schon vormittag ausgesuchten Platz und er frisst wie ein Drescher und schnurrt.




Der Mittwoch beginnt fast wie der Dienstag geendet hat. Fritz sitzt vor der Tür und miaut. Sofort kriegt er die restliche Dose Katzenfutter. Das, was ihm zuviel ist, vergräbt er wieder unter Laub. Große Vorhaben bestehen nicht, also fahre ich am frühen Nachmittag mit dem Radl nach Leonidio, kaufe Schweinskoteletts (riesig, 25 dag das Stück, dick geschnitten), Champions, Spaghetti und Pesto kalabrese und anderes mehr. Am Abend wird gegrillt. Fritz ruht derweilen auf unserem Vorteppich. Als eine andere Katze zu nahe kommt, verjagt Fritz sie aus seinem Herrschaftsbereich.


Donnerstag, 23.03.2023

Sonnenaufgang fotografiert, Fritz gefüttert, dann beginnt das Packen, denn es heißt Abschied nehmen vom Camp Semeli. Für 6 Nächte, 3 x Waschmaschine, 1 x Trockner und 1 ½ l Rotwein als Wegzehrung zahlen wir € 134,--. Ob die ÖAMTC-Campercard akzeptiert wird, haben wir natürlich vergessen zu fragen. Um 10:50 h geht’s los. In engen Serpentinen fahren wir den steil aufragenden Berg hinauf. Der Ausblick auf die unter uns liegende Küste ist herrlich, aber es gibt nirgends einen Platz zum Anhalten und Fotografieren. Nachdem wir die Höhenmeter gemeistert haben, geht’s über ausgedehnte Hochebenen, Landschaft wie daheim auf der Alm. Man sieht kilometerweit die Straße. Nur in den seltenen Dörfern kommen uns Autos entgegen und auch da nur an den engsten Stellen. Nach kurzer Zeit ist die Strecke so ziemlich gemeistert, es geht wieder auf Meeresniveau und um 13:20 h stellen wir bei 127.960 km den Motor ab. Kurz zuvor hatten wir das Dörfchen Dörfchen Arania passiert, der Strand heißt Paralia Kohulas. N 36° 45' 33,7'' E 023° 05' 02,5''. Totale Einsamkeit.


Zu Hause wurde ich dann gefragt, wo es mir auf der ganzen Reise am besten gefallen hat und nach einigem Nachdenken hab ich dann dieses Platzl genannt. Vielleicht liegt es auch am Sonnenaufgang nächsten Morgen (siehe unten).



Freitag 24.03.2023

Auf der gestrigen Fahrt hab ich darüber nachgedacht, daß mich beim Schreiben dieses Logbuchs das Wort „Wohnmobil“ immer stört, weil es so lang ist. Die Abkürzung „Womo“ gefällt mir auch nicht. Ich habe daher beschlossen, dem Wohnmobil einen Namen zu geben. Ich werde es „Ali“ nennen. Ein paar wirklich lässige Sonnenaufgangsfotos habe ich geschossen, Kaffee getrunken und um 08:00 h geht’s los. Schon nach 8 km machen wir in einer weit ausgedehnten Bucht mit feinem Kiesstrand halt. Wir prüfen mit den Füßen das Wasser. - Oje. Wenig später, um 08:35 h parken wir Ali bei 127.978 km gleich nach der Brücke nach Monemvasia. Den letzten Kilometer gehen wir nicht entlang der Straße, sondern – trotz Evelyn's Protesten – über den abgesperrten Fußsteig unter den Felsen. Der Eingang durch das Tor der Stadtmauer von Monemvasia ist so beeindruckend, daß ich ein Video davon drehe. Die mit Stein gepflasterten Straßen sind lässig, überhaupt der ganze Ort. Allerdings – wie schon von vielen vorhergesagt – alles ist teuer. Für zwei Kaffe zahlen wir € 8,--. 

 


Nach Rundgang bis zum Leuchtturm geht’s auf der Straße zurück zu Ali und weiter Richtung Neapoli-Voion. 

Die Kirche, die nie als Kirche genutzt wurde.


 
Monemvasia

Der im Peloponnes-Handbuch beschriebene Stellplatz existiert nicht mehr, dort ist ein Bagger am Werken. Nach einigem Herumkurven finden wir bei 128.006 km einen „wilden“ Parkplatz auf einer halbwegs ebenen Schotterfläche am Ostrand des Ortes. Wir spazieren über die Hafenpromenade. So einladend wie beschrieben (mit vielen Läden und Lokalen) ist das Kaff nicht. Die Läden bieten alle das gleiche (Kleinstgreißler), die Lokale machen nicht unbedingt einen einladenden Eindruck. Fauler Nachmittag in Ali am Ortsrand. Am Abend gehen wir in das von Google empfohlene Lokal „O Nautos“ - „Sailor“, wo wir überraschend gut essen.



Samstag 25.03.2023 -

Früh schon weckt uns Blasmusik und eine uniformierte Kapelle marschiert musizierend vorbei Richtung Hafenpromenade. Nach einem Kaffee machen wir uns um 08:35 h auf in die Berge. Kurvenreich rauf und ebenso wieder runter und schon um 09:05 h parken wir bei 128.019 km vor der Grotte von Kastania. Der freundliche junge Mann sagt, daß erst um 10:00 h die Kassa öffnet, um 10:30 h gibt’s die erste Führung. 

 

Der Eingang zur Unterwelt

Die Grotte ist wirklich ein Hammer. 1910 hat sie ein Schäfer, dem das Land dort gehörte, entdeckt und 40 Jahre lang niemandem davon erzählt. Erst als der Oberhäuptling der Region an seine Wähler Weihnachtskarten verschickte, die die Grotte von Vlychada zeigten, trumpfte er auf, um zu sagen „Ich hab eine viel schönere!“. Obwohl fotografieren verboten ist, sind mir heimlich ein paar Bilder gelungen.



Mani, der kriegerische Mittelfinger. Lakonischer Golf im Osten, Messinischer Golf im Westen.


Um 11:30 h geht’s weiter. Ich wäre ja noch zum Südspitz gefahren, um dort den versteinerten Palmenwald zu besichtigen, aber Evelyn will nicht. Also zurück nach Neapoli-Voion. Als wir uns auf einer relativ schmalen Straße der Hafenpromenade nähern, merken wir, daß die Ausfahrt versperrt ist. Heute ist der größte griechische Nationalfeiertag. Vor 202 Jahren haben die Griechen sich gegen die Türken erhoben, die zuvor 400 Jahre hier geherrscht hatten. Die ganze Promenade ist voller Menschen. Als ich beim Reversieren mit Ali einige andere Autofahrer an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringe, entschließen sie sich, die Sperre zu öffnen und mir die Ausfahrt auf die Hafenpromenade zu erlauben. Allerdings nur Richtung Süden. Wir kurven daher durch den ganzen Ort zurück bis wir wieder auf die Ausfallstraße kommen. Dann geht’s problemlos weiter bis nach Gythio, unserem heutigen Ziel. Es ist gerade Mittagszeit und alle Lokale sind zum Bersten voll mit Griechen, die sich am Feiertag ein gutes Essen gönnen. Sogar auf die Straße stellen sie Restauranttische und dementsprechend heikel ist die Durchfahrt durch Gythio. Nachdem wir das geschafft haben, kommen wir bald zur Campingplatzmeile, aber der von uns angepeilte „Camping Meltemi“ hat zu. Geöffnet ab 1. April. Genauso schaut's beim „Gythio beach camping“ aus. 

 

Der dritte, „Mani beach camping“ hat offen. Der Platzwart sagt, wir sollen uns hinstellen, wo wir wollen, den check-in machen wir morgen. Heute ist Feiertag und er ist mit Freunden verabredet und eh schon zu spät dran. Um 14:30 h stellen wir Ali bei 128.132 km auf einem „Einserplatz“ direkt am Strand ab.

Am Abend gelingt es mir trotz Wind, den Griller so aufzubauen, daß ich Spaghetti kochen kann.

Sonntag.

Von gestern auf heute wurden die Uhren auf Sommerzeit gestellt und deshalb fotografiere ich erst um 08:30 h den Sonnenaufgang. Frühstück und danach Strandspaziergang. Später mit dem Radl zur Tankstelle, die einen erstaunlich gut sortierten Minimarkt hat. So gegen 14:00 h, als es in der Sonne richtig schön heiß ist, gehe ich schwimmen und lasse das von Evelyn per Video festhalten.

Abendessen in Taki's Taverna.



Danach kommen noch Michael und Stefanie zu uns und beweisen enormes Sitzleder. Stefanie erzählt voll Begeisterung von ihrer Kindheit auf der Eggeralm. Ich schenke ihr ein Sasakawürstel vom Stark. Michael holt sich – nachdem Stefanie sich schon schwankend verabschiedet hat - noch ein Bier und kommt unaufgefordert zurück. - Zauberschlaf.


Montag

Um 10:30 h machen wir uns auf und begeben uns zur Firma Koryakis um die Gasflasche füllen zu lassen. Glück! Sie haben eine volle Euroflasche und es wird gleich getauscht, so brauchen wir nicht zu warten. € 28,-- verlangen sie für die Tauschflasche. Danach fahren wir die echt geile Küstenstraße nach Süden. Am südlichsten Punkt unserer Reise bleibt Ali um 12:40 h bei 128.206 km auf N 36° 24,9' E 22° 29,1' stehen, weiter geht’s nicht mehr. 

 


Wir schaffen noch zu Fuß den Leuchtturm von Kap Tenaro und kommen bis N 36 ° 23' 13'' E 022° 28'58''. Wir lernen auch, daß nicht weit vom Kap die tiefste Stelle des Mittelmeeres liegt. 5.125 m tief! Unweit von Ali befindet sich das Totenorakel des Poseidon. Eine Ruine über einer Höhle. Die Höhle galt als einer der Eingänge zum Hades und die Menschen befragten als Orakel dort die Schatten ihrer verstorbenen Verwandten. Auch eine römische Badeanstalt gab es mit einem schönen Mosaikboden.



Um 14:05 h haben wir unseren Spaziergang beendet und es geht zurück zum Mani beach camping. Bei 128.245 km tanken wir in Areopolis 48,86 l um € 78,--. Um 15:45 h sind wir bei 128.266 km zurück am Platz.


Dienstag

Weil die Vorhersage von windy.com für heute sehr starken Wind von W bis NW prophezeit hat bleiben wir noch. In der nächsten Nacht soll der Wind einschlafen und das scheint mir besser für die Besichtigung der Seehöhle von Vlychada. Am Vormittag machen wir einen Strandspaziergang nach Süden, der aber rasch durch einen Fluß beendet wird. Als wir den Rückweg nach Norden verlängern wollen, beginnt es zu regnen. Fauler Tag im Ali. Am Abend wieder in die gute „Taki's Taverna“ wo heute auch der männliche Chef anwesend ist, der versucht, mich mit seinem ausgezeichneten, selbstgebrannten Traubenschnaps niederzusaufen. - Er hat verloren. Ob er uns die 1 ½ l Weißwein zum Mitnehmen geschenkt hat, weil er von meiner Trinkfestigkeit beeindruckt war, oder ob es sich um reine Freundlichkeit handelte, werden wir nie erfahren.


Mittwoch 29.03.2023

Um 07:30 h hat es im Ali 10° C, draußen 5° C. Um 09:30 h geht’s los und schon um 10:25 h halten wir bei 128.298 km am „Sauriereierstrand“. Ein kurzer Weg geht über einen Felsen zur Seegrotte von Vlychada. Keine Wartezeit, aber für die Tickets muß ich 200 m die Straße hochgehen zum office. Dann bekommen wir Schwimmwesten angelegt und gemeinsam mit vier anderen Touristen werden wir mit Bedacht in eine Zille „eingeschifft“, die ein schweigsamer Grieche dann durch 1.200 m unterirdische Wasserläufe stakt, rudert und stößt. Eine ganze Grotte nur vom Boot aus hat zwar auch ihren Reiz, aber die Tropfsteine der Höhle von Kastania haben mir viel besser gefallen.

Der "Sauriereierstrand"

Um 11:45 h geht’s weiter, die Küste nach Norden, bergauf, bergab, durch kleine Ortschaften, bis wir uns Kalamata nähern und um 13:20 h Ali bei 128.386 km am Camping Fare abstellen. Wir haben den letzten freien Platz für Wohnmobile bekommen! Alles gerammelt voll. Michael und Stefanie sind auch da und sagen, daß sie von Kalamata begeistert sind. Nach einigem guten Zureden kann ich Evelyn überzeugen, daß ein Radausflug zur Ersterkundung besser ist, als ein Spaziergang. Immerhin sind es vom Campingplatz bis zum Hafen über 4 km. Parallel zur Uferpromenade führt ein hervorragend ausgebauter Radweg bis dahin. Dann folgen wir dem Radweg weiter bis zu einem Park und ab dort geht es nach Orientierungsgefühl bis zur Marina Kalamata. Von diesem Wendepunkt geht es dann zurück zu Ali.


Donnerstag 30.03.2023

Am nächsten Morgen packen wir ab und checken aus, fahren aber nur 1 km bis zu einem großen, kostenlosen öffentlichen Parkplatz, wo wir Ali zurücklassen, um mit den Radeln weiter die Stadt zu erkunden. Den Radweg entlang beim Park von gestern weiter geht es zum Vasileos Georgiou Platz, dem Zentrum Kalamatas. Dort ein Kaffee und weiter bis unter die Festung. Wir lassen die Räder zurück und machen ein wenig Orientierungslauf, bis wir den richtigen Aufstieg gefunden haben. Oben gibt es eine wirklich lohnende Aussicht auf ganz Kalamata, den Strand, den Hafen und das Meer, aber das war's auch schon. 


 

Wieder hinunter, eine Kirche von innen und nach ein paar Radlmetern zurück ein paar Gassln der Fußgängerzone. Dann Zwischenstopp beim Park, der auch Eisenbahnmuseum ist. Früher war dort wirklich der Bahnhof von Kalamata.



Messinien, der westlichste Finger, messinischer Golf im Osten, Ionisches Meer im Westen.


Um 14:00 h geht’s weiter und nach ein paar nicht sehr beeindruckenden Zwischenstopps an Platzln die der Wohnmobil-Peloponnes-Führer empfohlen hat, kommen wir zu einem Schild: „Camping Petalidi beach – open“. Der Platz ist tatsächlich offen, nur ist kein Mensch da. Ich fahre vorerst bis zum Strand und mache mich dann auf die Suche nach dem Betreiber. Zwei Holzarbeiter zersägen gerade einen alten, gefällten Eukalyptusbaum und sagen mir, daß der Chef nicht hier wäre, sie rufen ihn aber an. Der Betreiber meint am Telefon, daß der Platz doch noch nicht offen ist. Es gäbe keinen Strom, kein Wasser, aber wir könnten stehenbleiben, wenn wir wollten. Dies tun wir auch. Der Chef will morgen so gegen 08:30 – 09:00 h vorbeikommen. Endstand für heute 128.477 km. Es gibt für mich ein Champignonomelett, für Evelyn kalt.



Freitag 31. 03.2023

Nach dem Morgenkaffee ein kleiner Schock. Eine Frau von geschätzt Mitte 70 geht mit einem Stock und voll bekleidet bis zum Nabel im Meer herum. Annahme 1: eine total Demente, die nicht weiß, wo sie ist und gleich ersaufen wird. Annahme 2: eine Selbstmörderin, die ins Wasser geht. 

 


Keine der beiden Annahmen stimmt. Mit dem Stock sucht die Alte irgendwelchen Viecher. Um ca. 08:30 h kommt ein Typ mit Pickup, der sehr nach Betreiber ausschaut, winkt freundlich aus dem Auto heraus und verschwindet wieder. Nachdem er auf dem ganzen Gelände unauffindbar ist, fahren um 09:10 h auch wir weiter. Zuerst geht’s ein paar Kilometer zurück und dann Richtung Pylos und schließlich von der Hauptstraße weg. 300 m – 400 m vor dem Ziel ist für uns Schluß. Der Karrenweg führt für ca. 15 Höhenmeter einen sehr steilen Hang hinab. Hinab wäre ja kein Problem, aber zurück hinauf über eine totale Rumpelpiste mit Löchern. Wir parken Ali lieber bei 128.457 km und erkunden zu Fuß die recht netten Polylimnio-Wasserfälle, die wie eine Miniaturausgabe der Plitvicer Seen sind. Alles Grauwacke.


Koroni




Um 11:00 h sind wir zurück bei Ali und um 12:15 h stellen wir ihn bei 128.480 km am Koroni Camping ab. Sofort machen wir uns zu Fuß auf, sind in 5 Minuten im Ort, besichtigen den Hafen und trinken schließlich einen Cappucino und ein Bier im „I Synantisi“. Nach dem Bier entdecke ich Patrizia's What'sApp-Nachricht, daß sie vom Tierarzt in Kalamata zurück ist und wir machen uns zu Fuß auf zu unseren Freunden. Google führt uns die 1,3 km quer durch Olivenhaine, Wiesen, einen Graben und ein Dorf aber doch zielsicher. Das Häuschen der beiden ist wirklich ein Schmuckstück. Als Ruine erworben und dann neu hergerichtet – super. 1.000 m² Grund mit Pflanzen aller Art und 7 „eigenen“ und weiteren 4 „kostgängigen“ Katzen. Wir verbringen den Rest des Nachmittags auf der Terrasse und werden dann mit Fiat Allrad-Panda zurück zu Ali gefahren. Am Abend speisen wir in der Fischhalle von Koroni, allerdings keinen Fisch.



Am Samstag fahre ich mit dem Fahrrad zu Patrizia und Kim, lasse das Radl dort und kehre mit Patrizias 125er Hondaroller zurück, um Evelyn abzuholen. Bevor wir uns zum Abendessen bei Patrizia und Kim einfinden besichtigen wir die Festung von Koroni einschließlich des darin befindlichen Frauenklosters zu „Johannes dem Täufer“.

Der Klostergarten


Kim hat mexikanisch gekocht. Zuerst Guacamole und dann Burritos mit Bohnenpürree, Salat, Paradeisern.Er schenkt mir auch einige verschiedene Päckchen mit Samen für Chilis.


Für Sonntag war die Wettervorhersage schlecht und hatte recht. Kim und Patrizia holen uns mit dem Fiat ab und wir fahren die ca. 20 km nach Tsapi beach. Ein idyllischer Campingplatz weitab vom Schuß. 8 km von der Hauptstraße hinunter bis zum Strand. Die Maria, die das Campingrestaurant betreibt (es gibt noch eine zweite Wirtin namens Maria dort) hat offen und wir speisen wieder hervorragend. Nachdem das Mittagmahl so üppig war, trennen wir uns schon am Nachmittag, der Rest ist Ruhe.



Montag ist das Wetter anfangs noch immer nicht gut, bessert sich aber im Laufe des Tages soweit, daß wir wieder einen Spaziergang in den Ort wagen, die Kirche St. Nikolaos besichtigen und den Strandweg vom Ort Richtung Kap spazieren, soweit es gerade geht. Am Abend werden wir wieder abgeholt und es geht nach Charokopio ins „To Fagopoti“ was auf deutsch „Zum Essenundtrinken“ bedeutet. Total uriges Lokal mit bodenständiger Küche. Der Wirt (oder Sohn des Wirten?) ist sehr erfreut über unseren Besuch, insbesondere, daß ihm die frisch angesiedelten Schweizer die Ehre geben, von denen er schon gehört hat. Am Freitag gibt es bei ihm abends live Musik und Patrizia und Kim bestellen zum Entzücken des Wirten einen Tisch.



Dienstag: Heute ist das Wetter soviel besser, daß Evelyn endlich Wäsche waschen kann. Nachdem diese aufgehängt ist, fahren wir zuerst zum neuen Supermarkt und dann zur Koroni-paralia und machen eine Strandspaziergang. Danach Kurzbesuch bei den Schweizern und dann – mit Zwischenstopp für Capuccino und Mythos - zurück zu Ali. Am Abend fällt Evelyn wegen Bodennebel aus, ich gehe zu Fuß in den Ort um die Schweizer zu treffen und wir essen noch einmal zusammen im „Parthenon“.


Mittwoch 05.04.2023

Um 10:20 h haben wir abgepackt und machen uns auf die Socken. Wir halten noch kurz bei „Patrizias“ Gemüseverkäuferin, erwerben die empfohlenen getrockneten Tomaten, 1 l Olivenöl und sonst noch etwas Gemüse. Dann geht es weiter auf der Straße, die uns am Sonntag nach Tsapi geführt hat Richtung Norden. Überall, wo Waldbrände waren, ist die Fläche jetzt leuchtend rosa. Das sind Blumen, die nur nach einem Brand hervorkommen. Laut Kim deshalb, weil deren Samen so hart sind, dass sie die Hitze des Feuers benötigen, um aufzuplatzen. Leider kann man diesen schönen Anblick auf einem Foto auch nicht annähernd der Wirklichkeit entsprechend festhalten.


In Methoni machen wir kurz halt und besichtigen die Festung, die in ihrer verbliebenen Form noch die Züge der Venezianer zeigt, die für den Endausbau verantwortlich waren.

Die Bucht von Navarino


In Pilos stoppen wir ganz kurz im Hafen für einen Blick auf die Bucht von Navarino. In dieser kam es am 20.10.1827 zur entscheidenden Seeschlacht zwischen den Türken einerseits und der vereinigten Flotte der Engländer, Franzosen und Russen andererseits, in der die türkische Flotte vernichtet wurde. Dies trotz der Überzahl von 89 türkischen Schiffen gegen 27 der Allianz. Es war die letzte große Seeschlacht mit Segelschiffen und muß in der für 116 Schiffe doch kleinen Bucht ein unwahrscheinliches Chaos gewesen sein. Mit dieser Schlacht wurde auch der griechische Freiheitskampf zugunsten der Griechen beendet, ohne daß auch nur ein einziger Grieche daran teilgenommen hätte.

Spaziergang zur Ochsenbauchbucht


Kurze Zeit später machen wir einen Abstecher zur Ochsenbauchbucht, die mitten in einem Landschaftsschutzgebiet liegt.


Danach geht’s die Küste hoch über Kiparissia, bis wir um 15:50 h bei 128.594 km Alis Motor abstellen. Wir haben einen Stellplatz 1. Reihe am Strand am südlichen Ortsrand von Kalo Nero, was auf deutsch „Gutes Wasser“ bedeutet.


Donnerstag 06.04.2023

In der Nacht hat es geschüttet und auch am Morgen ziehen immer wieder Regenschauer über uns drüber, sodaß wir erst um 13:15 h zur Weiterfahrt starten.



Als wir uns Pirgos nähern, der letzten Stadt vor unserem vorläufigen Ziel Skafidia, ziehen derart schwarze Wolken von Westen daher, daß wir abbiegen und nach Olympia fahren. Eine gute Entscheidung. Der Regen erwischt uns zwar auch dort, aber nur leicht und die Ruinen der Anlage rund um das Stadion sind schon imposant. Insbesondere, wenn man sich vor Augen hält, welch weitläufige Gebäude für die Unterbringung der Ehrengäste dort bestanden haben, mit römischen Bädern und jeglichem Luxus. Kaiser Nero ließ sich für seinen Aufenthalt bei den olympischen Spielen sogar eine eigene Villa errichten, deren Reste noch existieren.



Der heutige Ort Olympia macht beim Durchfahren einen viel lässigeren Eindruck, als bei einem Spaziergang zu Fuß, Läden hauptsächlich mit touristischem Schnickschnack. Wir fahren daher weiter zu unserem ursprünglichen Ziel. Dieses gefällt uns gar nicht, also wieder weiter nach Palouki und dort ins Camp „Paradise“. Dieser Platz gefällt uns gut. Die Kritiken, die auf unansehnliche Sanitäreinrichtungen hinweisen, sind etepetete. Die Gebäude sind zwar alt, der Putz bröckelt, Fliesen sind gesprungen, aber es ist alles sauber und der junge Betreiber ist ausgesprochen freundlich. Nachdem er erklärt hat, über eine Waschmaschine zu verfügen, sagen wir gleich, daß wir zwei Nächte bleiben werden, morgen ist Waschtag.


Freitag.

Am Morgen um halb sechs gehe ich pinkeln und schalte danach die Heizung ein, damit wir es beim Aufstehen schön warm haben. Eineinhalb Stunden später erhebe ich mich und stelle fest, daß die Gasflasche leer geworden ist. Das war die, die wir kurz nach unserer Ankunft auf Euböa mit 10 kg füllen ließen. Sie hat 17 Tage gehalten.



Während Evelyn sich an die Wäsche macht, schwinge ich mich aufs Rad und fahre zuerst 1,5 km nach Norden, nach Kourouta und dann 3,5 km nach Osten Richtung Amaliada. Kurz nach Querung der Hauptstraße kommt eine Tankstelle, die Gasflaschen hat. Erwartungsgemäß nur griechische, keine Euroflaschen. Abgefüllt wird auch nicht. Also noch 1 km weiter zu einem Lidl, diverse Lebensmittel und Getränke nachkaufen. Als ich wieder aus dem Laden komme, hat mein Vorderreifen fast keine Luft mehr. Bei der ersten Tankstelle gelingt es mir, noch die restliche Luft zu entfernen, aufpumpen geht nicht. Auch eine zweite Tankstelle und zwei Autowerkstätten haben keinen passenden Schlauchanschluß. Dabei hatte eine Werkstatt sogar ein Sortiment extra für Fahrräder. Also die letzten zwei Kilometer ins Zentrum von Amaliada halb schieben, halb tragen. 500 m vor dem Ziel ist plötzlich ein Mopedgeschäft, das auch Fahrräder hat und auch einen passenden Adapter. Der freundliche Chef fragt noch, ob ich einen neuen Schlauch möchte, ich antworte aber, dass Luft reicht. Tatsächlich reicht die Luft gerade bis zur Hauptstraße, dann ist der Vorderreifen wieder so weich, dass ich das Rad schiebe. Immer noch besser, als halb tragen. Die restlichen 3,5 km gehen da mit links. Jetzt hab ich mir aber ein Bier verdient. Zisch! Mit einem Strandspaziergang mit Evelyn runde ich meine heutige Marschleistung auf 17.900 Schritte auf. Am Abend gibt’s Chili con carne aus der Dose.


Samstag 08.04.2023

Um 12:00 h geht es los Richtung Patras.

Um 13:28 h verlassen wir bei 128.808 km den Peloponnes und fahren über die imposante Brücke von Patras. An Brückenzoll werden € 21,-- fällig. Bei Mesolongi geht es runter von der Autobahn und zu einer Tankstelle. Wir tanken bei 128.844 km (619 km) 64,72 l Diesel um € 104,07.



Der Inselort Etoliko ist auch nicht so bezaubernd wie erwartet, der Spaziergang durch die Hauptstraße dauert keine 15 min. Weiter geht es zuerst vorbei an Salzgewinnungsanlagen und dann durch die fruchtbare Ebene von Neohori und Katohi, die der Acheloos durchfließt, kurz über die Berge und hinunter zur ausgedehnten Hafenbucht von Astakos. Auch hier gefällt es uns nicht so sehr, dass wir bleiben, also noch ein paar Kilometer angehängt und schließlich finden wir in der „Schweinebucht“ (N 38° 30' 26,3'' E 021° 01' 53,8'') ein geeignetes Platzerl für die Nacht. Außer uns sind in der einsamen Bucht vier deutsche Wohnmobile! Bei 128.904 km stelle ich um 17:30 h Alis Motor ab.


Sonntag 09.04.2023

Um 09:30 h brechen wir auf. Es geht die Küste hoch nach Norden, dann durchs Land vorbei beim Voulkariasee und nach Vonitsa an der Südküste des Ambrakischen Golfes. Dort wenden wir uns nach Osten, weil ein paar Kilometer weiter soll laut Google ein Revoil-Geschäft für Gas und Gaszubehör sein. Als wir die Revoil-Tankstelle erreichen, die rechts von uns liegt, sagt Google, daß das Ziel nach 50 m links läge. Dort ist aber nix. Rein gar nichts. Der einzige Anwesende bei der Revoil, der Englisch spricht, sagt, daß wir nach Amfilochia fahren sollen und von dort ein bißchen weiter nach Stanos. Nach etwa vier Kilometer gäbe es eine Tankstelle mit Gas. Gesagt, getan. Die Tankstelle hat Gas, aber natürlich nicht unsere Flaschen, sondern nur griechische und auffüllen tun sie auch nicht. Der Tankwart meint aber, wir sollten noch 4 km weiterfahren und dort beim Kreisverkehr links, dann käme die Firma F-Gas. Die gibt’s tatsächlich und bei der stehen auch dermaßen viele Gasflaschen aller Art herum, daß die sicher auch anfüllen, aber heute ist Sonntag. Meiner Meinung nach müßte die derzeit angeschlossene Flasche reichen bis nach Hause. Also fahren wir weiter. Zuerst noch ein paar Fotos vom Ambrakischen See. 

 


Dann auf die Autobahn und flott zurück nach Vonitsa. Dort parken wir, weil das Örtchen vorhin beim Durchfahren einen netten Eindruck gemacht hat und außerdem gibt’s eine Festung. Eine venezianische. Der Ausblick von der Festung ist schön, die Festung so ziemlich ähnlich wie die letzten waren. Weiter geht’s und wieder auf die Autobahn und durch den Tunnel, der unterm Meer durch nach Preveza geht. Evelyn findet die Tunnelmaut von € 5,-- ausgesprochen billig, vor allem, wenn man sie mit dem Brückenzoll der Patras-Brücke vergleicht. Die Kalamitsi Beach Camping Village hat geschlossen, Camping Panorama ebenso und Burano Camping Beach Bar and more, das laut Google offen hat, ist eine Baustelle sondergleichen. Der Platz ist sicher schon seit Jahren geschlossen. Also schnell nach Kanali, beim Supermarkt Getränkevorräte ergänzen und dann zurück, weil Evelyn beim Vorbeifahren ein schönes Platzl entdeckt hat. Die Paralia Monolithi ist wirklich ein schöner Strand und es parken dort schon Berliner mit einem umgebauten Mercedes-Lkw. Um 16:00 h stelle ich den Motor bei 219.091 km ab. N 39° 1' 32,2'' E 020° 42' 55,4''. Nachdem wir eine Stunde gestanden sind, hören wir Hundewinseln. Als Evelyn nachschaut, findet sie unter Ali einen zitternden Welpen. Sie lockt ihn mit ein bißchen Schinken an und es gelingt, ihn zu fangen. Was nun? Ich frage die Berliner, ob sie zufällig Hundefutter mit hätten und die erzählen mir die Geschichte des Welpen. Vor einer halben Stunde sei ein Auto gekommen, ein Mann habe den Welpen aus dem Kofferraum genommen und sie gefragt, ob sie ihn möchten. Nachdem sie das verneint hatten, setzte der Mann den Welpen einfach ab, stieg ins Auto und weg war er. Es leben dort zwei Straßenhunde, die von tierliebenden Griechen regelmäßig gefüttert werden. Weil der Welpe sich vor denen fürchtete, ist er zuerst unter den Lkw und später dann unter unseren Ali. Egal, wie die Entscheidung über die weitere Vorgangsweise ausfallen mag, zuerst braucht der Welpe einmal Futter. Gerade als ich mein Fahhrad vom Träger geholt und mich reise- und einkauffertig gemacht hab, steht ein griechischer Pkw bei den Berlinern und die sagen mir, daß sich das Problem gelöst hat. Die Griechen werden den Welpen vorerst mit nach Hause nehmen und morgen dann ins Tierheim bringen. So liebevoll wie die beiden Töchter der Griechen den Welpen anschauen und streicheln, glaub ich eher, er wird dort bleiben.



Montag 10.04.2023

Um 10:05 h geht’s los und nach einer Fahrt ohne Vorkommnisse stelle ich den Motor um 11:40 h bei 129.178 km am Camping Drepano Igoumenitsa ab. Netter Platz, gutes WLAN, super Strand. Ich bereite mich schon seelisch auf ein Abschiedsbad vor, aber daraus wird nichts. Nach einem Strandspaziergang soll ich zuerst einkaufen fahren. Schon wieder hat das Vorderrad keine Luft. Reifenwechsel und dann ab in die Stadt. Sehr schöner Radlweg. Bis ich zurück bin, ist der Himmel wolkenverhangen, in der Ferne donnert es. Also nichts mehr mit einem Bad.



Dienstag 11.04.2023

Um 10:00 h packen wir ab. Zuerst geht’s nach Sagiada, der letzten griechischen Ortschaft vor der albanischen Grenze. Dort kaufen wir noch Kaffee und tanken bei 129.201 km (357 km) 39,22 l um € 65,50. Dann die letzten Serpentinen bergauf und um 10:50 h verlassen wir bei 129.210 km Griechenland. Ab jetzt geht es durch das Land der Skipetaren. Shqiperia. Im ersten Kaff machen wir kurz Halt, beheben aber nur albanische Lek vom Bankomaten, die Orangen, die wir kaufen wollten, waren bei keinem der vier Stände, die sich unmittelbar nebeneinander befinden, wirklich gut aussehend. Auffallend sind die Fortbewegungsmittel. Entweder Mercedes SUV, Porsche Cayenne oder Muli-Karren. 

 


Es geht weiter und um 11:30 h (jetzt wieder MEZ) stellen wir den Motor bei 129.261 km am Camping Ecuador in Sarande ab. Nette Betreiber, kleiner Platz, schöner Strand. Kurz nach der Ankunft beginnt ein immer stärker werdender NW-Wind, der schließlich mit geschätzten 30 kn + bläst, sodaß wir jegliche Lust auf einen Strandspaziergang verlieren und den Nachmittag in Ali verbringen. 

Am Abend gehen wir ins nahe Restaurant Shpella (heißt glaube ich „Grotte“) auf Spaghetti frutti di mare. Der Weißwein ist wie im Jugoslawien der 70er Jahre. Gelb und trüb und eigentlich untrinkbar, aber das Essen ist gut und die Rechnung beläuft sich auf ALL 1.750,-- also nicht einmal € 15,--.



Mittwoch, 12.04.2023

Um 08:50 h geht es los. Zuerst einmal bis Qeparo, dann weiter nach Himare und – nachdem es uns auch da nicht zum Bleiben reizt – über eine echt geile Straße auf 1.000 m Seehöhe, den Llogara-Paß, und dann wieder hinunter bis nach Radhime, wo wir den Motor um 12:55 h bei 129.376 km am Baro Beach Camping abstellen.



Der Strandspaziergang bringt nur 1.800 Schritte. Auf der einen Seite versperrt ein Fluß den Weg, auf der anderen ein Zaun. Nicht weit draußen sieht man das Kap Gjuheza. Von diesem verläuft zum Kap Otranto die Grenze zwischen Ionischem Meer und Adria. Am Abend essen wir im CP-eigenen Restaurant ganz gut, das Bier „Korca“ ist nicht so ganz mein Fall, aber besser als der Wein von gestern.


Donnerstag 13.04.2023

09:50 h, alles abgepackt und los. Wir fahren auf der breiten Straße die paar Kilometer hinein bis Vlora. Eine Stadt, die voll modern aussieht. Lauter neue Gebäude, jede Menge feine Läden und Lokale und alles voll. Und – was mir schon früher aufgefallen ist – blitzsauber. Kein Müll auf den Straßen, nicht einmal Tschick liegen herum. Die Straße Richtung Norden entpuppt sich als Autobahn. Nachdem die große Laguna e Nartes vorbei ist, folgen ausgedehnte Salzgewinnungsanlagen. Der Autobahn folgen wir vom Meer weg Richtung Nordosten über Fier bis kurz vor Lushnja, dann geht es wieder über eine vom Navi vorgeschlagene Abkürzung. Die Straße ist so schmal, daß man bei Gegenverkehr unweigerlich auf das Bankett muß, welches manchmal nicht befahrbar ist, manchmal finden sich dort riesige Löcher. Oft muß ich stehenbleiben und den anderen vorbeifahren lassen. Endlich ist die SH72 erreicht und jetzt geht es flott bis nach Berat. Bei einer Gabelung habe ich mich schon links gehalten als ich bemerke, daß der Wegweiser zum River Side Camping nach rechts gewiesen hat. Als sich eine Möglichkeit zum Anhalten ergibt, befrage ich wieder das Navi. Obwohl man den Kreisverkehr schon sehen kann, bei dem man rechts abbiegen müßte, um zum Camping zu kommen, folge ich wieder dem Navi, das uns durch die enge Rruga Tafil Skendo um mehrere Ecken in einen Hinterhof führt, in dem ich Gottseidank noch wenden kann. Evelyn war nahe daran, die Nerven wegzuschmeissen. Hihihi. Wieder raus aus dem Gasslgewirr, zum Kreisverkehr und in null komma nichts stellen wir den Motor um 12:20 h bei 129.494 km ab. Die Betreiberin ist überdurchschnittlich freundlich und gibt uns zur Begrüßung gleich zwei Äpfel und zwei Orangen.

Berat, die Stadt der tausend Fenster


Gleich nach der Ankunft geht’s zu Fuß durch die Gassen zurück zum Kreisverkehr, über die steinerne Brücke aus dem Jahr 1780 in den Stadtteil Gorica, dort den Fluß Osum hinauf bis zur nächsten Brücke und dann erst mal in das Restaurant „Friendly house“. Nach einem riesigen Cesar's salad und einem Bier (beides zusammen plus ein Cola für Evelyn um € 6,--) geht es auf die Burg. Das Festungsgelände ist ca. 500 m lang und an der breitesten Stelle ca. 200 m breit und in der Festung befindet sich noch immer eine voll intakte Siedlung! Mehrere Lokale, Läden und vor allem Wohnhäuser. Erstaunlich. Der Ausblick ist super. Zurück beim Camping registriere ich 13.000 Schritte. Weil heute auch ausgesprochen warme Temperaturen herrschen, zischt das Elbar-Bier aus der Kühlung der Platzbetreiberin nur so.



Freitag. Nach etwas Regen am Morgen kommt so gegen zehn Uhr die Sonne durch. Nach Einkauf von Getränken im Coop entdecken wir am Rückweg einen Gashändler, der versichert, daß er unsere leere Flasche auffüllen kann. Wir werden es morgen versuchen. Das einzige, das wir gestern ausgelassen haben, ist das mittelalterliche Zentrum von Berat. Von den ehemaligen Häusern ist außer der Karawanserei nicht mehr viel übrig, aber wir besichtigen die Halveti-Tekke. Sie wird uns von einem Einheimischen als Gebetshaus der Sufis vorgestellt, später lerne ich, daß eine Tekke mehr ist als ein Gebetshaus, nämlich auch Zufluchts-, Ruhe- und Versammlungs- sowie Studienort.

Im Inneren der Königsmoschee


Gleich daneben ist die Königsmoschee, in der wir auch noch ein paar Fotos machen können, bevor das Gebet der Gläubigen beginnt.


Nach einem Kaffee beim Park (Zwei Espressi und ein Coca cola zusammen € 2,40) geht’s zurück zum Camping und dann ist fauler Nachmittag. Abendessen gibt’s heute im „Blen Grand“, das gleich neben dem Platz liegt.

Das Tor des Pascha


Samstag 15.04.2023

In der Früh beginnt eine Gruppe von 10 Arbeitern und zwei Chefs, den Gehsteig genau in der Ausfahrt aufzugraben, um danach Beton einzufüllen und die Pflasterung wiederherzustellen. Egal wir haben ja Zeit. Ein Schweizer hat weniger Zeit und daher basteln sie für ihn rasch eine Notausfahrt. Die Chefin meint, wenn wir weg wollten, könnten wir auch jetzt gleich fahren, sonst müssten wir warten, bis die Arbeiten fertig sind. Also Alarmstart um 09:25 h.


Gleich nach dem Campingplatz beginnt heute ein Fetzenmarkt, der über einen Kilometer lang ist. Wirklich Fetzen im wahrsten Sinne des Wortes. Nach nur ein paar hundert Metern halten wir mitten im Fetzenmarkt und ich lasse die leere Gasflasche auffüllen. ALL 1.600,-- also ca. € 13,-- für 10 kg Propangas, so günstig werden wir sicher lange kein Gas mehr bekommen. Es geht nach Norden Richtung Lushnja, dann weiter nach Durres und von dort auf einer Art Autobahn Richtung Tirana. Wir sind so schnell in Vora, daß ich zuerst die Abzweigung Richtung Shkoder übersehe und eine Ehrenrunde drehen muß. Bei Fushe-Kruja gibt es einen ziemlichen Stau wegen Verkehrsüberlastung. Nachdem die neuralgische Kreuzung hinter uns liegt, stellen wir fest, dass der Stau aus der Gegenrichtung noch länger ist. 8 km! Schließlich kommen wir nach Shkoder, fahren durch und ein paar Kilometer weiter biegen wir ab zum Lake Shkodra Resort, wo wir den Motor um 14:30 h bei 129.709 km abstellen. Ein sehr neuer, ausgesprochen gepflegter Campingplatz mit dem Flair von bereits professionellem Tourismus. Überall kann mit Euro bezahlt werden, für Auskünfte stehen gleich zwei junge Frauen zur Verfügung, die perfekt Englisch sprechen und das Restaurant hat gefühlt auch zwanzig Beschäftigte.



Sonntag. Wir hatten uns überlegt, gleich weiter Richtung Norden zu fahren, um über Podgorica das Felsenkloster Ostrog zu besuchen. Da aber heute für die Orthodoxen Ostersonntag ist, beschließen wir, einfach zu bleiben, weil da gibt es beim Kloster sicher einen großen Andrang. Es regnet immer wieder und als am Nachmittag eine größere Pause erkennbar wird, machen wir einen Spaziergang durch die Wiesen entlang des Seeufers. Am Abend esse ich im Restaurant Karpfengulasch, ein traditionelles Gericht aus der Gegend, das wirklich sehr gut schmeckt.


Montag, 17.04.2023

Schon gestern haben wir uns vorgenommen, rasch aufzubrechen und noch während Evelyn am Klo ist, hab ich Ali schon abfahrtbereit gemacht. Noch schnell das Chemieklo entleert, Wasser nachgefüllt und um 09:30 h verlassen wir den Campingplatz. Zuerst zurück nach Shkoder, dann noch ca. 10 km nach Westen. In Muriqan werden in einem Minimarket unsere letzten verbliebenen ALL 1.200,-- gegen vier Schachteln Camel ausgegeben und dann ist schon die Grenze da. Wiederum zehn Kilometer weiter biegen wir nach Süden ab und die Straße führt durch eine ziemlich malerische Schlucht nach Ulcinj. Wir parken mitten im Ort um 11:30 h und besichtigen was wohl? Die Festung. 

 


Auch diese ist wie die Festung von Berat innen komplett belebt, es gibt Wohnhäuser und jede Menge Hotels und Lokale. Im Palata Venezia trinken wir einen Kaffee und merken, daß wir das billige Albanien verlassen haben. € 5,-- für einen Cappuchino und einen Espresso. Nach ein paar Fotos und einem Bummel über die Strandpromenade geht es auf für das letzte Stückchen des heutigen Tages und wenig später biegen wir von der Hauptstraße ab in eine Bucht zum Camping Oliva, wo wir um 13:00 h bei 129.777 km den Motor abstellen. Gleich daneben ist der Camping Utjeha (so heißt auch die Ortschaft). Beide hatten im Internet die gleich guten Rezessionen, aber im Camping Oliva gibt es ganz alte Olivenbäume. Der älteste steht vor dem Haus der Betreiberin, die voll Stolz erklärt, daß der Baum untersucht wurde und sie jetzt ein Zertifikat hat, welches ein Alter von 640 Jahren bestätigt.

Der 640 Jahre alte Olivenbaum


Dienstag 18.04.2023

In der Nacht hat es stark geregnet. Nachdem der Niederschlag aufgehört hat, packen wir zusammen und um 10:30 h geht es los. Wenig später tanken wir bei 129.794 km (593 km) 61,59 l um € 93,--. Wir fahren durch Bar. Gerade bei Sveti Stefan fängt es wieder an zu regnen. Ein kurzer Blick auf die Insel geht sich noch aus, für ein Foto reicht es nicht. Budva wurde mit grauenhaften Hotelkomplexen gewaltig vergrößert seit ich 2008 hier gewesen bin. Kurz vor dem Flughafen Tivat biegen wir rechts ab Richtung Kotor. Gleich nachdem wir den Tunnel durchfahren haben beginnt ein Stau und wir stellen fest, dass in Kotor gleich viel los ist, wie in der Hochsaison. Nicht einmal einen Parkplatz können wir ergattern. Da es schon wieder regnet und Evelyn die Höhenmeter auf die Festung ohne Freude geschätzt hat, stört dies nicht, fahren wir eben weiter. Die ganze Runde um die Kotorska boka wird ausgekostet. Kurz vor dem Anleger der Fähre von Tivat machen wir auf einem Parkplatz einen Jausenstopp. Wenn wir eh nicht stehenbleiben, können wir heute gleich bis nach Kroatien weiterfahren. Der Aufenthalt an der Grenze ist kurz, dann geht es Richtung Dubrovnik. Nach Kroatien kommen ist wie heimkommen. Wenige Kilometer vor der Perle der Adria machen wir halt und prüfen die Möglichkeiten von Stellplätzen. Damit schaut es schlecht aus. Evelyn meint, daß wir durchaus weiterfahren können, Dubrovnik haben wir eh schon öfter besucht. Als wir oben auf der Umfahrungsstraße den Hafen Gruž passieren, sehen wir, dass unten an der Mole gleich zwei Kreuzfahrtschiffe angelegt haben. Das gibt mindestens 3.000 bis 4.000 Touristen in der Altstadt. Gut, dass wir nicht hineingefahren sind. Wir folgen der Küstenstraße bis Slano und auf der Westseite der Bucht finde ich in Grgurići einen kleinen Platz „Kamp Rogač". Wir stellen Ali um 16:30 h bei 129.978 km ab und ich mach mich auf die -vorerst erfolglose – Suche nach einem Betreiber. Als ich danach die Stützen hinunterlasse und sonst so alles für den „Stehbetrieb“ herrichte, kommt eine freundliche, ältere Frau, die uns sagt, der Platz sei zwar geschlossen, aber wir könnten bleiben. Strom ist vorhanden und die Sanitäranlagen funktionieren auch. Wir spazieren bis Slano und sehen, dass das im Jugoslawienkrieg zusammengeschossene Hotel Admiral wieder aufgebaut wurde. Hätten die Kroaten das besser sein gelassen. Das neue und architektonisch nicht schöne Hotel ist riesig, erdrückt den ganzen Ort und versperrt mit seinem privaten Strandbereich einen Teil des Spazierweges am Meer.

Am Rückweg kehren wir in die konoba „Ordinacija“ ein. Der erste Eindruck ist gut. Der Wirt bringt gleich ungefragt eine Auswahl an Schnäpsen. Schnaps vor dem Essen ist ja sinnvoller als danach. Dann singt er uns die Speisekarte vor und wir nehmen als Vorspeise eine Portion crni orsot, also ein schwarzes „Gerstotto“. Als Hauptgang wähle ich einen kleinen grdobina – einen Seeteufel – al forno zubereitet. Obwohl wir bei der asiatischen Kellnerin pola bjeloga bestellt haben, kommt kein Wein daher bis wir den Chef darum fragen. Später erkennen wir den Fehler. Auch der Wirt spricht mit der Kellnerin englisch, weil sie kein Wort kroatisch versteht. Das Essen war ausgezeichnet, die Rechnung schockiert aber. Für eine Portion Vorspeise, eine Portion Hauptspeise und drei Glas Wein € 106,--. Der Fisch wurde mit € 63,-- in Rechnung gestellt, die 3 Glas Wein mit € 23,--.


Mittwoch 19.04.2023

Um 10:20 h ist alles abmarschbereit. Die freundliche Betreiberin sagt in Anknüpfung an unser gestriges Gespräch über meine Kroatischkenntnisse, daß sie Šćedro im Internet gesucht und alles über die Insel und über Stjepko gefunden hat. Für die Nacht verrechnet sie uns € 10,--. Schon um 10:50 h machen wir wieder halt und spazieren für zwanzig Minuten durch Ston. Auf der Weiterfahrt passieren wir um 11:40 h bei 130.021 km die Pelješki most. 

 


Knapp 2,5 km ist sie lang. Im Neretvadelta halten wir bei einem Straßenstand und kaufen Mandarinen, Honig, sehr guten Ajvar und gewürztes Olivenöl. Dann geht es durch Ploče und um 13:30 h sind wir beim Plodine in Zaostrog. Die fertig gewürzten Čevapi, die wir am Abend grillen, schmecken hervorragend. Besser als in so manchem Gasthaus. Um 14:00 h stellen wir den Motor bei 130.071 km im Kamp Viter ab, wo wir schon vor zwei Jahren im Sommer waren. Es ziehen immer wieder kleinste Regengüsse über uns drüber, aber dazwischen ist es sonnig und warm. Am Abend zum Grill hat der Regen endgültig aufgehört.



Donnerstag 20.04.2023

Schon gestern haben wir beschlossen, dass wir heute weiterfahren bis Biograd. Also wird rasch abgepackt und um 10:00 h geht es los. Bereits um 11:20 h halten wir für eine halbe Stunde in Omiš machen ein, zwei Fotos und trinken einen Kaffee. Dann geht es flott weiter, kaum Verkehr auf der Küstenstraße, direkt ungewohnt, normalerweise ist zwischen Omiš und Split durchgehender Stau. Bei Primošten noch ein kurzer Fotostopp, kurz vor Biograd ein Halt beim großen Plodine-Laden und um 15:00 h stellen wir bei 130.295 km den Motor im Kamp Bakija in Biograd ab. Die Betreiberin freut sich sehr, uns wiederzusehen. Auch wir sind einer Meinung, dass dieser Platz einer unserer Lieblingsplätze ist. Am Abend gibt’s – wie schon in Zaostrog – Čevapčići, gegrillte Erdäpfel und Salat abgemacht mit dem Gewürzolivenöl der Standlerin von der Neretva.



Freitag.

Bereits am Vormittag spazieren wir in die Stadt. Bei einem Restaurant am Hafen trinken wir einen Kaffee, auf den wir 10 min warten müssen, weil der Wirt erst um 12:00 h aufsperrt und offensichtlich vorher nichts ausschenken darf. Während wir den Kaffee trinken, geben uns die „Krila Oluje“, die „Flügel des Sturms“, eine kroatische Kunstflugstaffel mit 8 Pilatus PC7 eine gratis Airshow. Nach der Rückkehr zum Kamp haben die Krila Oluje in Zadar-Zemunik, ihrem Heimatflughafen, nachgetankt und es gibt noch eine Draufgabe. Am Abend zur Abwechslung Nudel mit rotem Pesto.


Samstag.

Gestern ging es in die Stadt, heute spazieren wir in die Gegenrichtung durch den Wald bis zur Bucht Crvena Luka, in der das Restaurant „More“ nicht nur seit vorigem Jahr weiter ausgebaut, sondern erstaunlicherweise auch schon offen hat, sodass wir einen Kaffee trinken können. Nach der Rückkehr mache ich mich mit dem Fahrrad auf den Weg zum Einkaufen. Gleich nach der Ausfahrt geht die Straße mittendurch das Kamp Soline bis zur Bucht mit dem öffentlichen Strand, von dort einen Hügel hinauf und wieder hinunter und dann bin ich mitten im Zentrum. Es gibt viele kleine Lebensmittelläden, aber keinen mit einer Frischfleischabteilung. Die große Fleischhauerei an der Einfahrtsstraße von der Magistrala hat schon zu. Also nach Nachfrage raus bis zur Magistrala und in den großen Konzum. Der hat eine Frischfleischabteilung, aber auch die hat schon zu. Es gibt nur mehr ein Kühlregal mit abgepacktem Frischfleisch. Also wieder Čevapčići.



Sonntag

Wetter besser als vorhergesagt, fauler Tag am Campingplatz.


Montag 24.04.2023

Am Morgen ist rasch all das gepackt, was gestern nicht mehr verräumt wurde, wir verabschieden  uns von Frau Bakija und machen uns um 08:20 auf den Weg.

Eine Zigarettenpause in der Lika und Kaffee und Zigarette in "unserem" Kafić in Žakanje und um 14:40 h stelle ich den Motor zu Hause bei 130.766 km ab. In fast 8 Wochen 5.088 km gefahren.

T=54

TJ=54

TG=212

S=21.559

________________________