Mittwoch, 20. Mai 2020

1. Hallstatt

Am Anfang war Hallstatt. Vor 8000 Jahren wurde dort schon Salz abgebaut. Zufällig haben wir Hallstatt auch zu unserem ersten Ziel mit Wohnmobil auserkoren.

Am Freitag, dem 15.05.2020 ging es los. Die Wahl war deshalb auf Hallstatt gefallen, weil Evelyn die Chance nutzen wollte, unser UNESCO-Welterbe nach der Coronablockade ohne Chinesen zu sehen. Abfahrt nach der Arbeit und nach einer schnellen Klagenfurt-Fahrt zum Erwerb meiner "La sportiva" Klettersteigschuhe um 15:00 h. Kilometerstand des gebraucht erworbenen Hymer B514 war 103.360. Das Wetter in Villach: durchzogen, bewölkt mit sonnigen Abschnitten. Nach dem Tauerntunnel gab es starken Regen, der bis kurz vor Hallstatt anhielt. Am Ziel war es bewölkt, aber trocken. Thomas und Susanne waren schon seit Mittwoch am Campingplatz Klausner-Höll, der - wie alle - noch nicht offiziell offen, aber beim telefonischen Kontakt versprochen hatte, dass wir unser Mobil abstellen dürfen und Strom bekommen. Der Betreiber war nicht so grantig, wie ihn die Kommentare der Stellplatz-App geschildert hatten, aber doch ein etwas seltsamer Kauz. Thomas meinte "ein Büffel". 

Nach unserer Ankunft um 17:45 ging es sofort zum "Grünen Baum", wo Thomas für "halbsechs, sechs" einen Tisch reserviert hatte. Als wir dort eintrafen, sagte uns die Rezeptionistin, dass das Restaurant bereits geschlossen sei. "Sie haben für 17:30 reserviert, das Restaurant schließt um 18:00, jetzt ist es 18:07." Thomas war sehr verärgert, nachdem er den ganzen Nachmittag über erfolglos versucht hatte, irgendjemand zu erreichen. Die meisten Lokale hatten Schilder, die voll Freude die post Corona Wiedereröffnung für den 16.05.2020 ankündigten.

Endlich fanden wir einen offenen Imbiß, das "Simple 169". Zuerst hatte ich die Befürchtung, dass es sich um einen Fastfood-Imbiß niedriger Qualität handelte, aber der Hunger war groß und zu meiner Überraschung waren die Speisen alle super. Flammkuchen mit Rucola und Rohschinken, Garnelenragout, Hühnercurry mit genau der richtigen Schärfe und Faschiertes mit Chili, Koriander und Reis. Bestes Eggenberger Bio Zwickl naturtrüb und dann Manschanzker- später Kriecherlschnaps. Ich schick es gleich vorweg, wir sind dann jeden Tag hier eingekehrt und werden unseren Hallstattaufenthalt immer mit dem Simple in Verbindung bringen.

Samstag, 16.05.2020
Kurz nach dem Frühstück stellte Evelyn fest, dass aus keinem Hahn Wasser zu kriegen war. Ergebnislose Fehlersuche, sinnlose Telefonate mit der Firma Neugebauer und mit Peter und schließlich im letzten Moment die richtige Entscheidung: Wir fahren nach Steyr, zur nächstgelegenen Hymer-Werkstätte, die Samstag bis 12:00 Betrieb hatte. Evelyn blieb mit Susanne zurück, Thomas begleitete mich auf der 146 km Fahrt. Gerade noch rechtzeitig 20 min vor Betriebsschluß kamen wir an. Mit der Prüflampe stellte der Mechaniker fest, dass die Sicherung, die augenscheinlich in Ordnung, doch "geflogen" war. Nach dem Austausch gab auch die neue sofort den Geist auf. Flugs stellte der Mechaniker fest, dass die Wasserpumpe hinüber war. Alter, etwas Rost und so war die Floder steckengeblieben und der Motor durchgebrannt. Eine Ersatzpumpe war lagernd, der Einbau eine Sache von Minuten. Kosten Arbeit und Material EUR 99,95.

Zurück in Hallstatt hab ich mir zuerst ein Bier vergönnt. Im Sitzen hab ich ein Vierklee gefunden und sofort Evelyn geschenkt, damit sie es presst. Es möge uns Glück auf unseren Reisen mit dem Wohnmobil bringen. Danach besichtigten wir den Ort und aßen dann im Bräuhof, wo wir schrecklich enttäuscht waren. Packerlsuppe, Wiener Schnitzel aus lauter Kalbsflachsen und ein eher fades Gulasch, dass sich auch mit überalterten Chilis nicht aufpeppen ließ. Digestifs daher wieder im Simple.

Sonntag, 17.05.2020
Sporttag!
Thomas brach gleich nach dem Frühstück mit dem Rad zu einer Runde um den Hallstättersee auf und erklärte, dass er zwei Runden zu absolvieren gedenke. Bei der zweiten Runde schloß ich mich ihm an. Der Weg um den See ist lässig, er bietet eigentlich alles, was man sich wünscht und ab Obertraun gibt es immer wieder herrliche Aussichtsplatzerl. Am Westufer begann 2 km vor dem Tunnel nach Hallstatt der Autostau und wir überholten Autos, die uns schon in Steeg überholt hatten, wieder. Hallstatt selbst war auf einmal voller Touristen. Wie gut, dass wir schon frühzeitig angereist waren. Im Vorbeifahren am Simple winkten wir dem Wirt zu und bemerkten gar nicht, dass Evelyn und Susanne dort saßen und tranken.

Nach dem Eintreffen der Frauen bei den Wohnmobilen machten wir uns sofort auf den Weg zu den Salzwelten. Wir wählten den Aufstieg von der Talstation des Schrägaufzugs und schafften es (trotz Thomas) in einer Stunde hinauf. Oben war alles geschlossen, sodaß wir nur ein paar Fotos auf der Aussichtsplattform machten und das antike Gräberfeld besichtigten. Für den Abstieg wählten wir den Soleleitungssteig, der laut Aufschrift Schwindelfreiheit erforderte und tatsächlich teilweise ein wenig ausgesetzt, aber bestens gesichert war. Den Abstieg bis zum Karner schafften wir in 50 min (inkl. Fotostop auf der Aussichtsplattform). Während Evelyn und Susanne den Karner besichtigten, begaben Thomas und ich uns auf ein Bier ins Simple. Als wir dort für das Abendessen einen Tisch reservieren wollten, sagte uns Sepp, dass dies heute nicht möglich wäre, er und seine Frau Ursula hätten Hochzeitstag und würden daher früher schließen, um selbst im Restaurant Koppenrast in Obertraun zu speisen. Leider gab es dort für uns keinen freien Tisch mehr und daher empfahl uns Sepp den Steegwirt als Alternative.

Der Rat war sehr gut gewesen, beim Steegwirt haben wir ausgezeichnet gespeist. Reh; panierter Kaninchenrücken; Solospargel/Hollandaise, Erdäpfel und Peter & Paul (= Kalbszüngerlragout/Grießknödel und Kalbsbeuschel/Semmelknödel).

Montag, 18.05.2020
Da wir nichts besonderes vorhatten, fuhren wir alle noch eine Seerunde mit den Rädern. Evelyns Rad gehört zum Service. Bei kleinsten Steigungen hüpften die Gänge. Damit die Frauen das Straßenstück am Westufer nicht zu fahren brauchten, ließen wir sie beim (leider geschlossenen) Steegwirt zurück und holten sie dann mit den Wohnmobilen ab. Über Bad Goisern, Bad Ischl, St. Gilgen ging es nach Salzburg auf den Reisemobilstellplatz in der Carl Zuckmayerstraße. Gleich nach der Ankunft ging es auf einen Sprung zum Jägerwirt, auf 1/2 Backhendl für zwei und Stieglbier.

Am Abend ging es dann mit Ubertaxi zum Hangar 7. Die Besichtigung der Flugzeuge und Hubschrauber war leider nur eingeschränkt möglich, weil Montag ab 21:00 die Servus TV-Sendung "Talk im Hangar 7" live übertragen wird und daher teilweise schon Absperrungen bestanden. Nach einem Aperitiv in der Lounge im Freien nahmen wir um 18:45 unsere Plätze im "Ikarus" ein und genossen ein sechsgängiges Menü mit halber Weinbegleitung.

Dienstag, 19.05.2020
Salzburgbummel, da Festung und Mönchsberg noch immer coronabedingt geschlossen waren. Die Frauen kauften in der Getreidegasse einiges ein, während Thomas und ich im "Piccolo mondo" ein paar Bier tranken. Auch diese Lokalwahl war ein Glücksfall. Ausgezeichneter Espresso, freundliche Wirtin und eine sehens- und hörenswerte Toilette mit Blumenduft und Vogelgezwitscher. Nach einem kurzen Bummel über den Markt besuchten Evelyn und Susanne ein Geschäft, Thomas und ich derweilen den Gastgarten des Sternbräus. Wir haben ausgiebig kommuniziert und daher blieb es danach nur bei einem kurzen Stop im Jägerwirt. Und aus.

Mittwoch, 20.05.2020
Eigentlich hatten wir vorgehabt, ins Gesäuse nach Johnsbach zu fahren,
um dort einen Klettersteig zu gehen, die Witterung (Regen in Salzburg) und die Prognose (gleiches Wetter überall nördlich der Alpen) erzwangen eine Umplanung. Die Wahl fiel auf den Stellplatz am Forstgut Rothenfels in Oberwölz. Die Route nahmen wir zurück über Bad Ischl, Pötschenpaß, Ausseerland, Sölkpaß. Der Sölkpaß war eine Überraschung. Geht hinauf auf 1.790 m. Ganz oben lagen noch Lawinenkegel mit mehr als 1 m Schnee. Der Platz in Oberwölz ist sehr schön. Komplett grün. Der Betreiber ist ausgesprochen nett. Ihm gehört auch die Burg. 

Von den Lokalen, die es in Oberwölz gibt, hatten nur die kleinen Beiseln und Konditoreien offen, die Gasthäuser waren alle noch zu. Erst am 29.05.2020 soll wieder aufgesperrt werden. Aber dann haben wir doch noch eine Pizza im Gasthaus Zucker bekommen.

Donnerstag, 21.05.2020
Philipp Steiner, der freundliche Betreiber des Campingplatzes hatte uns gestern noch eine Wanderkarte vorbeigebracht. Also wurde während des Frühstücks studiert, danach rasch geduscht (gemütliche Sanitäranlagen) und dann ging es los auf den Wanderweg Nr 9, die Kirchbergrunde.
Angeschrieben mit 9 km, 488 hm und 3:15 Stunden Gehzeit. Anfangs ging es auf einer zwar kleinen aber doch asphaltierten Straße bergauf, aber nachdem wir auch den Abstecher zum Schalenstein gemacht hatten, wurde der Weg immer schöner. Auch die Bauernhöfe. Je abgelegener, desto besser herausgeputzt und mit ordentlich modernen Stallungen für glückliche Kühe und Ochsen. Wie zu erwarten war, brauchten wir nicht die angeschriebene Zeit, sondern war in den 3 Stunden auch noch ein Bier im Cafe 7 am Hauplatz und eine Besichtigung des nördlichen und des westlichen Stadttores drinnen.

Zurück beim Wohnmobil wurde endlich das Backgammon eingeweiht. Evelyn gewann die erste Partie, ich das erste Turnier.

Am Abend konnten wir doch im Gasthof "Zum Mohren" am Hauptplatz speisen. Der hatte gestern völlig unabhängig von Corona Ruhetag gehabt.

Freitag,22.05.2020
Eigentlich hatten wir vorgehabt, in den Eselsberggraben bzw. zu den dort befindlichen Almhütten zu fahren, aber ich hab mich nach Frühstück und Morgentoilette ein bißchen zu ausgiebig mit Reinhold unterhalten. Reinhold, der Vorarlberger, ist mit Hauptwohnsitz am Campingplatz Rothenfels gemeldet und wohnt das ganze Jahr in seinem Wohnwagen. Als ich zurückkam hatte Evelyn keine Lust mehr auf die Almpartie und so wanderten wir eine kurze Runde über den 3 km langen Sagenweg.

Nach einem Abschiedsbier im Cafe 7 packten wir zusammen und es ging nach Hause. Ab St. Veit wählten wir die Route über Feldkirchen und machten in St. Urban noch kurz Halt, um die Klettersteige der Peterlewand zu besichtigen. So gegen 17:00 sind wir glücklich zu Hause gelandet. Kilometerstand 104.342. Einschließlich der Ehrenrunde nach Steyr und zurück sind wir also 982 km gefahren.
 
T=8
S=982
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