Alles neu macht der Mai. Aber auch der August bringt Neues. Ein neues Wohnmobil zum Beispiel. Evelyn hatte gegenüber Werner Neugebauer beiläufig erwähnt, daß wir uns für ein ähnliches, aber neueres Wohnmobil interessieren würden und Werner hatte gerade eines. Ein Hymer B 514 SL, Baujahr 2008. Ca. 40.000 km. In bester Ausstattung. Angeschaut und gekauft. Am 23.08. haben wir es erhalten und nach einigen kleinen Verzögerungen geht's am Montag, dem 28.08. los damit.
Start um 11:15 h mit 41.817 km. Einen Kilometer früher hatte ich noch vollgetankt. Bei mittlerem Regen verlassen wir Villach und der Regen bleibt uns in unterschiedlicher Intensität treu. Die Fahrt ist nicht sehr angenehm, sehr viel Verkehr, viele Baustellen und ein Stau nach dem anderen.
Genau an der Grenze Österreich/Tschechien gibt der äußerst rechte Scheibenwischer seinen Geist auf.
Um ca. 19:00 h erreichen wir unser Tagesziel, Česky Krumlov. Mit 42.233 km stellen wir das neue Gefährt im Kemp Krumlov am Ufer der Moldau ab.
Nach dem Abstellen bemerkt Evelyn, daß es bei der Kurbel des Hubdaches im Bad hereintropfte. Na fein. Aber nach einem Gulaš s knedlikem und zwei offenen tschechischen Bieren ist das Universum wieder im Einklang.
Dienstag 29.08.
Lange und gut geschlafen und erst um 07:30 h aufgestanden. Beim herrschenden Wetter egal. Nach dem Frühstückskaffee mache ich mich über den ausgefallenen Scheibenwischer her und mit dem Anziehen einer Mutter ist alles wieder in Butter.
Zu Fuß gehen wir die Hauptstraße entlang hinein ins Zentrum und besichtigen das pompöse Schwarzenberg'sche Schloß samt seinem Schloßgarten und dem Freilichttheater mit drehbarer Zuschauertribüne. Danach bummeln wir durch die Gäßchen, nehmen Kaffee und Bier zu uns und telefonieren mit Werner, der uns hinsichtlich der Undichtigkeit der Dachfensterkurbel im Bad beruhigt. Dies sei nicht tragisch. Wir sollten das Wohnmobil schief hinstellen, dann würde das Wasser ablaufen. Schon bald will Evelyn wieder zurück ins Kemp, weil ihr ungemütlich kalt ist.
Zu unserer Überraschung haben wir 10.800 Schritte geschafft. Zur Belohnung gibt's noch Kozel-Bier und Geselchtes mit Erdäpfelpuffer und rotes und weißes Kraut im Kemp.
Mittwoch 30.08.
Regen, länger schlafen. Nach einem Telefonat mit Lukas Bittighofer machen wir uns um 10:20 h auf den Weg. Eigentlich wollten wir auch Budweis besichtigen, aber die Parkplatzsituation ist derartig katastrophal, daß wir gleich weiterfahren nach Holašovice.
Um 12:45 h geht es weiter. In Plzen erspähen wir eine Tankstelle mit sensationell niedrigem Dieselpreis (kč 36,90 = € 1,538) und füllen bei 42.440 km 62,33 l Diesel um kč 2.300,-- in den Tank.
Um 17:00 h erreichen wir Karlsbad – Karlovy Vary – und stellen das Wohnmobil mit 42.519 km auf dem Zapadni Parkplatz ab. Bald danach geht es zu Fuß ins Zentrum, dann ins Staročeska restaurače, wo Evelyn Rindslendenbraten in Rahmsauce (s knedlikem) und ich Entenkeule auf Äpfeln mit Schupfnudeln und zweimal Kraut (rot/weiß) bestellen. Ausgezeichnet.
Danach spazieren wir noch bis in den „Talschluß“ und staunen über die wunderschönen Fassaden der riesigen alten Hotels und die prächtigen Kollonaden für die Kurgäste. Nach der Rückkehr zum Wohnmobil ist bald „Augen zu“.
Donnerstag 31.08.
Wenigstens kein Regen mehr, auch wenn sich die Sonne immer wieder hinter Wolken versteckt. Den Preis des Parkplatzes von kč 650,-- finde ich einigermaßen teuer, zumal es null Infrastruktur gibt. € 27,-- für eine Nacht parken auf grobem Schotter.
Um 10:05 starten wir das Wohnmobil und um 13:00 h treffen wir beim Central Camp Prag ein. 42.656 km.
Sehr freundlicher Betreiber und ein lässiges Lokal – mehr oder weniger im Freien – mit dem bisher günstigsten Bier: kč 56,-- statt wie bisher zwischen kč 60,-- und kč 65,--. Der Betreiber hat uns mitgeteilt, daß Menschen über 66 für die Benutzung der Öffis gar nichts zu bezahlen brauchen. Für die anderen gibt es ein preiswertes 24 Stundenticket. Wir nehmen die Tramway Nr. 9 bis zum Wenzelsplatz.
Alle möglichen Gassen laufen wir ab, erreichen den Altstädter Ring und wieder geht es hinein ins Gewirr und schließlich finden wir „U zlateho tygra". Leider keine Chance auf einen Platz. Der Betreiber des Camps hatte schon erwähnt, daß sich diese pivnice in den letzten 37 Jahren zu einem absoluten Kultlokal entwickelt hat und derzeit die angesagteste pivnice in Prag ist. Wir gehen daher gegenüber ins "U tri ruži". Der „Notnagel“ ist ein Volltreffer. Selbst gebrautes, ausgezeichnetes Bier und wunderbare Schweinsripperl mit zweierlei Kraut.
Zuerst Klo entleeren. Laut Übersichtsplan befindet sich die Entsorgungsstelle ganz im Westen gleich hinter dem dritten Tor. Das Tor ist zu. Nach einem Zettel soll es zwischen 10:00 h und 15:00 h offen sein. Also um 10:15 h mit Klokassette in Marsch gesetzt, Tor ist noch immer zu. Dann erkenne ich, daß man von innen auch dorthin kommt. Also alles retour und dieselbe Runde von innen. Geschafft. Gibt 1.000 Schritte extra für mich für heute.
Da das office erst um 10:00 h öffnet, lassen wir uns Zeit mit dem Abpacken. Es werden noch die ausgezeichneten Duschen des Campingplatzes genutzt und langsam der Abbau vorgenommen. Um 10:00 h ist zwar noch immer niemand beim office, aber die Putzfrau, die schon zuvor anwesend war, nimmt den Chip für die Toröffnung entgegen, gibt mir die Kaution zurück und öffnet schließlich auch die Ausfahrt für uns, sodaß wir um 10:00 h von der goldenen Stadt Abschied nehmen.
Rasch geht es über meistens Autobahn oder Autostraße nach Liberec – früher Reichenberg - und um 12:00 h stellen wir das Wohnmobil mit 42.765 km im Autocamp Liberec ab. Der Platz ist riesig, es gibt auch viele kleine Holzhütten zu mieten, aber es ist fast niemand da. Die Frau von der Rezeption leiht uns einen Adapter für die tschechischen Stromanschlüsse und ich mache mich mit dem Fahrrad auf zum nahegelegenen Kaufland. Ein riesiger Supermarkt, mit allem, was man so kaufen möchte und sehr viel junk, den ich nicht kaufen möchte. Wie auch in Österreich muß man lange suchen, bis man „normale“ Lebensmittel findet, die nicht mit der Bezeichnung „lactosefrei, vegan“ oder ähnlichem Blödsinn versehen sind.
Sonntag 03.09.2023
Der Tag zeigt sich nicht von seiner besten Seite. Ich hab schlecht geschlafen, hatte Sodbrennen und der Ellbogen hat gejuckt, daß es zum aus der Haut fahren war. Außerdem geht plötzlich die Heckgarage nicht auf. Ich öffne von der Fahrerseite, klettere hinein und öffne von innen auch die andere Tür. Dann baue ich die ganze Verkleidung des Schlosses ab, das Schloß selbst aus und besichtige das Werkl. Was dabei kaputt sein soll, erschließt sich mir nicht. Also wieder zusammenbauen. Jetzt funktioniert es, aber nur einmal. Dann geht gar nichts mehr. Ich räume also alle Sachen, die wir öfter brauchen, auf die Fahrerseite, sodaß wir wenigstens die immer griffbereit haben. Trotzdem ärgerlich. Durch die erfolglose Reparatur ist soviel Zeit vergangen, daß es schon 11:30 h ist, als wir abfahren.
Zuerst geht es nach Krasna Lipa. Dort ist von den Sandsteinfelsen nichts zu sehen, also suchen wir nähere Ortschaften. Auf dem Weg nach Doubice erspähe ich auch das Brauhaus der Brauerei Falkensteyn, die angeblich das beste Bier brauen soll. In Doubice entschließen wir uns für Chribska und nach wenigen Metern programmiere ich gleich Mesni Louka ins Navi. Die sehr schmale Straße nervt Evelyn, mir macht es Spaß. Und siehe da, meine Beharrlichkeit hat sich gelohnt. In Mesni Louka gibt es sogar einen Stellplatz mit Strom und Sanitäranlagen.
Um 13:50 h stellen wir bei 42.856 km den Motor ab.
Bis wir allerdings mit sämtlichen Tätigkeiten zum Abstellen fertig sind, ist 14:04 h vorbei und der Bus zum Beginn des Wanderweges zum Pravčicky brana - der Prebischtor genannten Felsformation - ist weg.
Also
beschließen wir, die Wilde Klamm aufzusuchen und so schaffen wir
auch heute wieder über 10.000 Schritte und auch einige Höhenmeter.
Überall sieht man, daß Wildschweine die Wiese aufgewühlt haben.
Montag 04.09.2023
Pünktlich um kurz vor 10:00 h sind wir bei der Haltestelle. Um 10:04 h kommt kein Bus. Auch die nächsten 20 Minuten nicht. Also zur zweiten Haltestelle, von der ein Bus um 35 Minuten nach der vollen Stunde gehen sollte. Auch hier nichts. Nach einer Weile verkünden ein paar Jugendliche, die auch gewartet hatten, daß sie in Erfahrung bringen konnte, daß die Busse nur bis zum 03.09. fahren. Danach gibt’s keine mehr. Als wir schon zu Fuß aufbrechen wollen, kommt der von einem Traktor gezogene Bummelzug. Nach einer Viertelstunde Gebeutel sind wir bei der Haltestelle, von der der Weg weggeht. Der Aufstieg fällt uns leicht, weil wir hier auf so geringer Seehöhe wandeln, daß wir quasi höhentrainiert sind.
Dienstag 05.09.2023
Zuerst versuche ich noch einmal, die Klappe der Heckgarage zu reparieren. Mit dem Erfolg, daß der Mechanismus auf der Beifahrerseite überhaupt nicht mehr funktioniert, die Fahrerseite läßt sich öffnen, wenn man beim Schließen so behutsam vorgeht, daß das Schloß gar nicht ganz, sondern nur auf der ersten Raste einschnappt.
Um 10:55 h brechen wir auf ins Riesengebirge. Krkonoše heißt es auf Tschechisch.
Um 15:00 h sind wir mit 43.022 km auf dem Base Camp Medvedin in Špindleruv Mlyn, dem tschechischen St. Moritz. Heute gibt es wenig Fußmarsch. Nur vom Camp ins Zentrum, so an die 2 km eine Richtung. Wir essen in einem Lokal, das original böhmische Küche verspricht, dann geht es retour.
Der ganze Ort ist sogar jetzt im Spätsommer zu hundert Prozent auf Schifahren eingestellt. Durch die niedrige Lichtverschmutzung ist der Sternenhimmel herrlich.
Mittwoch 06.09.2023
Aufbruch um 10:00 h weil Evelyn sagt, es ist ihr zu kalt hier in den Bergen.
Bei 43.060 km tanken wir 73,14 l. Wenig später, bei 43.089 km machen wir um 12:00 h eine Getränkepause in der Ortschaft Sobotka. Danach sind es nur mehr 4 km bis zur Burg Kost.
Donnerstag 07.09.2023
Bargeld ist alle, also fahre ich mit dem Rad zum nächsten Bankomat. Der ist in der nächsten Stadt, Mnichovo Hradište und dorthin sind es zehn Kilometer. Da es in der Gegend haufenweise Wanderwege und Biketrails gibt, orientiere ich mich in Branžež anhand einer plakatierten Karte und finde prompt eine Abkürzung durch den Wald. Es sind zwar wirklich 2 km weniger, aber dafür geht es so steil bergauf, daß ich für den Hinweg schon eine Stunde benötige.
Um 10:40 h ist Aufbruch. Nach einer dreiviertel Stunde mehren sich die Hinweisschilder zu den Prachovske skaly und ich entschließe spontan, abzubiegen.
Samstag 09.09.2023
Um 10:00 h brechen wir auf, nachdem ich zuvor „Bousov“ ins Navi des Wohnmobils eingegeben habe. Evelyn hat die Burg Busau in Google gesucht. Nach der laut dem Navi des Wohnmobils halben Strecke bemerkt Evelyn, daß wir in die falsche Richtung fahren. Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, das erkenne ich am Sonnenstand. Aber weil es nicht mehr weit ist, will ich diesen Weg einmal fertig fahren.
Exakt um 12:00 h halten wir bei 43.267 km, also nach 65 km in einem winzigen Kaff in der Pampa, das den Namen Bousov trägt. Jetzt erst steigt mir ein Verdacht auf und tatsächlich, der Ort bei der Burg heißt Bouzov. Also das Navi richtig programmiert und ab geht es. Um 13:20 h machen wir eine Rauchpause in Polička, der letzten Stadt in Böhmen. Kurz darauf wird die Linie überschritten, die sogar mit einem Schild „Historische Grenze zwischen Böhmen und Mähren“ gekennzeichnet ist.
Um 16:00 h stellen wir bei 43.421 km den Motor ab. Durch meine Falschprogrammierung des Navi und die Extratour zur Burg sind wir also heute 219 km anstatt der eigentlich vorgesehenen 118 km gefahren.
Sonntag 10.09.2023
Schon um 06:00 h stehe ich auf, damit wir ja nicht zu spät zur Burg kommen, weil am Sonntag rechnen wir mit größerem Andrang. Um 09:50 h geht es dann auch los und 30 Minuten später parken wir bei der Burg Busau. Die ist wirklich faszinierend. Da sie bis ins beginnende 20. Jahrhundert in tatsächlicher Benutzung durch den Adel stand ist sie super gut erhalten. Darüber hinaus wurden im Laufe der Zeit jeweilige Modernisierungen eingebaut und somit ist Busau die erste Burg, die ich besuche, die über ein historisches Pissoir verfügt (neben dem Speiseraum für die Gäste) und auch über ein Badezimmer neben den Gästezimmern.
Evelyn hatte schon gestern gesagt, daß sie sich Brünn nicht anschauen will, lieber noch einen Tag hierbleiben. Also gehen wir kurz vor ½ 12 h wieder in die Stadt, damit wir um 12:00 h beim Rathaus das Glockenspiel der astronomischen Uhr betrachten und anhören können. Danach besichtigen wir noch den Unteren Platz, die Kirche St. Michael, die Wenzelskathedrale und nach einem Salat und einem Bier am Oberen Platz geht es zurück ins Camp.
Dienstag 12.09.2023
Um 10:30 h ist Abfahrt und gleich geht es auf die Autobahn. Bei Brünn tanken wir mit 43.558 km 54,69 l und ich kaufe um die letzten Tschechenkronen Zigaretten. Kurz vor der Grenze werden wir für einen Kaffee auf einem Parkplatz auch noch die allerletzten kč 63,-- los weil wir mit Euro gemischt bezahlen können.
Um 13:15 h überqueren wir die Grenze nach Österreich. Das ganze Weinviertel von der Grenze bis kurz vor Wien ist durch viele, viele Windräder grauenhaft verschandelt. Entsetzlich.
Mit einem durch die Donau bedingten Umweg über die Brücke bei Tulln kommen wir um 14:40 h mit 43.720 km zu Lukas Bittighofers Haus in St. Andrä-Wördern.
Zum Abschluß bemerkt Evelyn, daß offenbar doch Wasser in das Zwischendach eingetreten sein muß, weil sich die Verklebung einer Leiste am Himmel über Fahrer- und Beifahrersitz löst und Wasserflecken dort auftauchen.
Damit ist eigentlich unsere Tschechienreise zu Ende. Wir sind zwar noch nicht zu Hause, aber morgen geht es ja nach meiner Verhandlung am LG Korneuburg vorerst einmal in die Werkstatt von Neugebauer jun. in Neunkirchen, daher beende ich hier diesen Bericht.
Wir sind 1.903 km gefahren.
Das Resümmee:
Tschechien ist wirklich die Heimat des Bieres.
Die highlights waren (neben dem Bier, das überall gut war) :
Als Stadt Karlovy Vary, Karlsbad.
Von der Natur die Prachovske skaly, die Sandsteinfelsen
An Beiseln ex aequo der Campingausschank im Duokemp Branžež im böhmischen Paradies für das beste Staropramen und die pivnice U tri ruži in Prag.
An Campingplätzen der Platz „Duokemp“ in Branžež.
Das tschechische Volk ist ein interessantes Volk. Am Wochenende flieht wirklich jeder hinaus in die Natur, es gibt kaum dicke Menschen, sie erscheinen sehr sportlich, jeder Campingplatz hat einen großen Sportbereich, das Angebot an Sportarten ist sehr vielfältig und es wimmelt von Kinderspielplätzen.
S = 24.747
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