Donnerstag, 2. Mai 2024

21. Italienische Reise


Nach unserer schönen Tschechien-Kroatienreise hab ich das Wohnmobil winterfest gemacht und bei 44.920 km mit dem teuren Premiumdiesel vollgetankt. Schaun wir mal, ob der wirklich bessere Verbrauchswerte bringt, sodaß sich der Aufpreis lohnt.

Am 10.10. hab ich es mit 44.945 km in die Halle gestellt.

Werner Neugebauer hat uns schon während wir die ersten zwei Monate des Jahres in Sri Lanka waren mitgeteilt, daß er erst Anfang April wieder in seine Firma kommt und wegen reger Reisetätigkeit von Christian Isepp hab ich das Wohnmobil am Dienstag dem 02.04.2024 wieder aus dem Winterlager geholt und am 08.04. zu Werner gebracht. Eigentlich war ich der Meinung, daß er den Scheinwerfertausch, die Behebung der kleinen Mängel, den Ölservice und das Pickerl im Rahmen einer Woche hinkriegen müßte, aber Werner hat getschurt, hat sich auf die Versicherungsfreigabe des Scheinwerfertausches ausgeredet und so haben wir es erst am 17.04. wieder bekommen.

Bei 45.105 km nochmal mit 23,4 l Premium vollgetankt, sofort vollgepackt, Abmarschbereitschaft hergestellt und am


Donnerstag dem 18.04.2024 geht es endlich um 08:30 h mit 45.106 km los.

Wie geplant fahren wir über die Autobahn bis Gemona-Osoppo, dann runter und auf der Bundesstraße Richtung Venedig-Strada Romea-Ravenna.

Um 11:45 h und 45.283 km sind wir bei Portogruaro und es gibt das erste Problem. In den Kurven der Kreisverkehre nehme ich das Plätschern von Wasser wahr. Als wir an einer Baustellenampel anhalten, schaut Evelyn nach und stellt fest, daß die Klomuschel so voll mit Wasser ist, daß es in engen Kurven überschwappt und die Sanitärzelle überschwemmt. Nachdem ich die Klomuschel in die Kassette entleert habe, höre ich in der absoluten Stille der italienischen Pampa leise den Motor der Wasserpumpe surren, obwohl nirgends ein Hahn offen ist. Was tut man in der Ratlosigkeit? Werner anrufen. Der schafft auch sofort Abhilfe. Die Wasserhähne haben Microschalter eingebaut, die die Wasserpumpe ansteuern. Auch wenn ein Hahn zu, aber doch nicht „ganz zu“ ist, läuft die Pumpe. Der Druck im System steigt und der leichteste Ausweg ist ins Klo.

Das Navi ist – wie ich erst später festgestellt habe – auf „Tourenplanung: leicht“ eingestellt und führt uns kurz vor Chioggia von der Romea weg und auf irgendwelchen Umwegen weiter, bis wir wieder auf die an und für sich schöne Straße kommen.

Als Ziel hatte ich den Agriturismo „Tenuta Augusta“ ins Navi eingegeben. Als wir nur mehr wenige Kilometer davon entfernt sind empfiehlt das System, kurz vor der Überquerung eines Kanals rechts abzubiegen und den Kanal entlangzufahren. Nach einiger Zeit kommt dann: „Jetzt links abbiegen“. Wir stehen bei einer Brücke mit einer Gewichtsbeschränkung von 2,5 t. Da sie aus Beton gebaut ist und stabil aussieht wage ich die Überfahrt und die Brücke hält. „Jetzt rechts abbiegen“. Das bedeutet eine Fahrt auf einer einspurigen Schotterstraße gegen die Einbahnrichtung. Weil es nur mehr 300 m sind, entscheide ich mich zum Geisterfahren. Beim „Ziel erreicht“ befindet sich wohl ein landwirtschaftliches Gebäude, aber mit einem Agriturismo hat das nichts zu tun.

Also befragen wir Google und siehe da, laut Google befindet sich unser Ziel ca. 1 km weiter im Osten. Also die Schotterstraße zurück, diesmal in der vorgeschriebenen Fahrtrichtung und bei der 2,5 t-Brücke geradeaus weiter und mit einem riesigen Kinderspielplatz und noch größerem Schotterparkplatz präsentiert sich uns die tenuta, das Anwesen. Um 15:30 h stellen wir bei 45.479 km den Motor ab. Das Ristorante ist geschlossen und öffnet erst um 19:00 h. Für Wohnmobile gibt es 18 schön mit Büschen umpflanzte Stellparzellen mit Strom.

Den Rest der Zeit wollen wir dazu nutzen uns noch wenigstens ein bißchen die Füße zu vertreten und spazieren zum nahegelegenen „Lago“ der eigentlich ein Fischteich ist, aus dem man um € 10,-- pro Fischerkarte selbst Karpfen fischen kann. Die gefangenen Fische müssen natürlich nochmals extra bezahlt werden. Offensichtlich ist auch ein Hecht im Karpfenteich, weil immer wieder ganz schöne Kaliber von Karpfen aus dem Wasser springen. Als wir uns dem Ufer nähern scheuchen wir noch ein Säugetier auf, das in den Teich springt und davonschwimmt. Ich meine, es ist ein Biber, aber Evelyn bestreitet, wegen des fehlenden Biberschwanzes. Dann muß es ein Bisam sein. Nein, Bisame sind kleiner, wahrscheinlich ist es ein Otter. Da bin ich wieder dagegen, weil Otter viel schlanker sind. Erst später im naturhistorischen Museum von Florenz wird das Rätsel gelöst. Es ist ein Otter, aber ein ganz schön fetter.

Während der ganzen Zeit sind immer wieder Fernlaster auf den Parkplatz gefahren und haben sich schön aufgereiht eingeparkt. Als wir uns zum Abendessen begeben, zählen wir 14 Lkw-Züge und Sattelschlepper. Alle Fahrer nehmen ihr Abendessen im Agriturismo ein. Ein gutes Zeichen. Und auch uns schmeckt es.


 

Freitag 19.04.2024

Nach dem Frühstück gebe ich einen neuen Behälter mit Silberionen in den Wassertank und befülle den Tank bis zu 75%. Danach machen wir uns um 08:40 h auf und schon um 09:10 h parken wir mit 45.497 km auf dem großen Parcheggio beim Park mit dem Mausoleum des Gotenkönigs Theoderich.

Nach Besichtigung des Mausoleums gehen wir weiter in die Stadt und kaufen im bookshop in der via Argentario ein Kombinationsticket. 


Zuerst besichtigen wir (mit genauer Uhrzeit und 10 Minuten Maximalaufenthalt) das Mausoleum der Gotenprinzessin Galla Palcidia, die gar nicht darin bestattet wurde, sondern im Vatikan, danach sogleich (ohne Fixtermin) die unmittelbar danebenliegende Basilika di San Vitale, ungefähr einen Kaffee und eine Stunde später wieder mit genauer Uhrzeit und Maximalaufenthalt das Baptisterium Neoniano der Kathedrale und – wieder zeitlich ungebunden - das erzbischöfliche Museum. 

 



Am Weg zur letzten Sehenswürdigkeit unseres Kombitickets kommen wir am Ehrengrab Dante Alighieris vorbei. Dantis poetae sepulcrum. Alljährlich bringt eine Abordnung aus Dantes Heimatstadt Florenz, aus der er wegen seiner Ansichten vertrieben wurde, florentiner Olivenöl für die Lampe mit dem ewigen Licht am Grabmahl. Eine späte Rehabilitation bzw. Entschuldigung. 

 


Der letzte Programmpunkt laut Ticket ist die Basilica Sant' Appolinare Nuovo. 

 


Die Mosaike von Ravenna sind wirklich ein Hammer.




 


Beeindruckt spazieren wir zurück zum Wohnmobil. Bei unserem Kulturtrip haben wir 12.489 Schritte absolviert.

Um 13:30 h starten wir und fahren über die Autobahn nach Florenz in die Via Scandicci 241 auf den dort bestehenden Stellplatz. Ankunft um 16:30 h mit 45.689 km. Ein witziger Platz, abgesichert durch zwei Tore, die sich mit Zahlenkombinationen öffnen lassen und voller Wohnmobile, dicht an dicht. Zum Teil Tagesgäste wie wir, zum Teil über den Winter abgestellt. Der Betreuer ist ein komischer alter Kauz, der kurz erklärt: Strom ist vorhanden, Grauwasserentsorgung ist möglich, Chemieklo-Entsorgung ist möglich, Sanitärräume gibt es keine.

20.04.2024

Wir frühstücken keine Eiernockerl, aber tätigen Anrufe mit Geburtstagswünschen. Evelyn ruft Martin an und ich Žana Jerković, die ich bitte, ihrem Vater Slavko meine Wünsche auszurichten.

Gegen 10:00 h gehen wir zur nahen Bushaltestelle und fahren mit dem Bus Nr 6 ungefähr ½ h in die Stadt. Wenn man keine Fahrkarten vorgekauft hat, hält man einfach seine Kreditkarte vor ein Kastel, auf dem tiptap steht und das wars. Allerdings kann man eine Karte nur einmal benutzen. Für eine weitere Person benötigt man eine andere Karte. Deshalb holt Evelyn ihre Brieftasche aus dem Rucksack, fischt ihre Karte heraus und gibt sie mir.

Von der Haltestelle, an der wir den Bus verlassen sind es nur ein paar Meter bis zur Piazza del Duomo. Menschenmassen wie beim Villacher Kirchtag am Hauptplatz. Die Schlange vor dem Ticketoffice ist so lang, daß wir beschließen, auf eine Innenbesichtigung zu verzichten. Also ein paar Fotos von allen möglichen Seiten und dann geht es weiter zur Piazza della Signoria wo vor dem Palazzo Vecchio die Statue des David von Michelangelo steht, die Evelyn sehen möchte. 

 


Danach zurück, wieder beim Dom vorbei in die Via dei Servi zum Leonardo da Vinci Museum. Dort halten wir uns länger auf, mich interessieren Leonardos Erfindungen sehr. 

 


Als wir uns satt gesehen haben, geht es wieder nach Süden, über die Ponte Vecchio über den Arno zum naturhistorischen Museum. Auf der Piazza Pitti machen wir halt für einen Kaffee. Kaum haben wir Platz genommen, stellt Evelyn fest, daß ihr Rucksack, den sie geschlossen hatte, offen ist und ihre Brieftasche fehlt. Scheisse! Es folgen etliche Telefonate mit der Card-complete hotline, sowie mit Peter, der zu Hause vom PC nach Evelyns Anweisungen ihre Bankomatkarte sperrt.

Als die Sperren alle erledigt und der Aperol Spritz ausgetrunken sind besuchen wir wie geplant das Museum und erst dann geht es zur Polizei. Ich habe herausgefunden, daß die Questura in der Nähe des Bahnhofes ist. Unterwegs geht es an der Markthalle vorbei und wir statten dem ersten Stock einen Besuch ab und essen ein Stück Pizza. Dann fragen wir uns weiter, denn die Handyakkus sind leer. Schließlich erreichen wir die Questura. Auf mein Läuten sagt jemand aus der Gegensprechanlage, das wir den Polizeiposten in der Via Zara aufsuchen müßten, dieses Gebäude sei geschlossen. Also weiter. Unterwegs kommen wir an einem Handygeschäft vorbei und ich bitte den Inhaber, daß ich meinen Akku wenigstens ein bißchen aufladen kann. In der Via Zara werden wir nochmals durch ein Schild weiterverwiesen, Gottseidank nur ums Eck. Da ist das ufficio denunce. Der Warteraum ist voller Leute, die irgendeine Anzeige erstatten wollen und wir warten zwei Stunden. Dann noch eine Viertelstunde in Kälte und Wind an der Bushaltestelle und dann geht es mit dem 6er nach Hause. Um 20:00 h sind wir zurück beim Wohnmobil und froh, daß der Tag vorbei ist. Wir haben 11.962 Schritte absolviert.

21.04.2024

Um 09:25 h verlassen wir Florenz, die Stadt, an der die Erinnerung an den Diebstahl hängen bleiben wird, und fahren über die Autobahn nach Pisa. Nach einer nicht ganz leichten Suche haben wir um 10:45 h einen Parkplatz gefunden und stellen bei 45.776 km den Motor ab. Kurz vor dem Stadttor, das zur Piazza dei miracoli führt, besuchen wir noch den jüdischen Friedhof von Pisa. 

 


Danach geht es zum Torre pendente. Ähnlich viele Leute wie in Florenz, also Verzicht auf Ticket für Turmbesteigung. Dafür kaufen wir uns ein bigletto für die Stadtmauer und gehen dann deren ganze Länge von 3 km. Zurück geht es quer durch die Altstadt mit einer Jausenpause mit guten Pannini.


Um 14:30 h fahren wir weiter. Gleich nach zwei Kilometern steht eine Tankstelle mit wirklich erstaunlichen Preisen. 48,88 l Diesel um € 85,-- bei 45.778 km.

Exakt eine Stunde später um 15:30 h erreichen wir bei 45.798 km den Campingplatz Il Serchio in Lucca. Nachdem das Wohnmobil für Stehbetrieb eingerichtet ist, schwinge ich mich aufs Fahrrad und mache Lebensmitteleinkäufe beim nahegelegenen Conad.

Durch die Begehung der mura di Pisa haben wir heute 14.197 Schritte geschafft:

22.04.2024

Am Vormittag begeben wir uns zu Fuß in die Altstadt und trinken einen Kaffee derweil der Regen sich verzieht und die Sonne herauskommt. Wir besichtigen die Kirche San Michele in foro, den Uhrturm und auch den Torre Guinigi. 

 


Auf den wären wir gerne hinaufgestiegen, weil auf dessen Flachdach Bäume wachsen. Irgendwelche Steineichen. Leider ist er wegen Dreharbeiten zu einem Film gesperrt. Schließlich essen wir in einem Ristorante an der Piazza dell Anfiteatro, die uns überhaupt gut gefällt. 

 


Dann zurück zum Il Serchio, der nach dem nahen Fluß benannt ist und verbringen den Rest des Tages im Wohnmobil.

23.04.2024

Bereits um 09:45 h brechen wir auf nach San Gimignano. Sämtliche Parkplätze in den oberen Regionen sind für Wohnmobile gesperrt. Erst einige Kilometer den Berg hinunter finden wir einen geeigneten. Allerdings würden wir zu Fuß sehr lange brauchen, bis wir in der Altstadt wären und von irgendwelchen öffentlichen Bussen ist weit und breit nichts zu sehen. 

 


Also lassen wir San Gimignano sein und fahren weiter nach Monteriggioni, wo wir 14:00 h mit 45.927 km einen zahlungspflichtigen Parkplatz gleich unterhalb der Festungsmauern kriegen. Die Runde durch das Dörfchen ist naturgemäß kurz, nach einem Kaffee gibt’s noch eine Zigarette unter der Markise des Beisels und um 15:00 h geht’s weiter. 

 


Eine halbe Stunde später stellen wir das Wohnmobil auf den oberen Plätzen des Agriturismo Il Sambuca mit 45.939 km ab.

Für das Abendessen müssen wir einen Tisch reservieren, das Essen selbst ist sehr gut.

24.04.2024

 


Wir nehmen einen Bus, der uns von der nahen Haltestelle ins Zentrum von Siena bringt. Nach einer Runde über den Markt, der wirklich nur Fetzen bietet, gehen wir zum Dom, den wir ausgiebig mittels Kombinationsticket besichtigen. Im Ticket ist auch die Krypta, das Baptisterium, die Piccolomini-Bibliothek, das Museum der Opera della Metropolitana und der Aufstieg auf die Facciatone, die unvollendete Domfassade inbegriffen. 

 




Die Facciatone ist 60 m von der tatsächlichen Außenmauer der Kirche entfernt. Wäre das alles fertiggestellt und nicht von Pest und Wirtschaftsnöten verhindert worde, hätte die Kirche eine Breite von 100 m statt wie heute tatsächlich 40 m. Von der Facciatone hat man einen schönen Rundblick über ganz Siena.



Nach der ausgiebigen Besichtigung gibt es um € 8,-- einen Hugo Spritz am Campo, danach geht es zu einer anderen Bushaltestelle und zurück zum Il Sambuco. Abendessen kalt im Wohnmobil.

Am nächsten Tag wollen wir ein bißchen wandern, es gibt aber nur den bestens ausgeschilderten „Walk Bio“, der uns praktisch rund um den Agriturismo führt. Wir werden mit dem Anblick eines Rehs beglückt, aber der walk ist so kurz, daß wir nur auf 2.435 Schritte für diesen Tag kommen. Abendessen nochmals im Agriturismo.

26.04.2024

Für 3 Nächte mit Strom und an und für sich guten, heißen Duschen, die nur wie ein Schutzbunker wirken, bezahle ich € 75,-- und um 10:40 h verlassen wir Il Sambuco. Da die heutige Etappe kurz ist, beschließe ich, einen kleinen Umweg zu machen und Evelyn einen Teil des Chianti Classico-Gebietes zu zeigen. Schon um 11:10 h mit 45.957 km parken wir in Castellina in Chianti. 

 



Nach einer kurzen Runde durch das Örtchen und Besichtigung der etruskischen Hügelgräber fahren wir um 12:30 h weiter. In Radda in Chianti finden wir keinen Parkplatz. Am Ziel unserer heutigen Fahrt, Montepulciano, geht es ebenso. Der einzige für Wohnmobile vorgesehene Parkplatz 5 ist gesperrt für ein Tingeltangel. Wohnmobile und Busse werden abenteuerlich umgeleitet und das Chaos ist groß. Abgeschreckt von den Massen fahren wir weiter bis Chianciano Terme, wo wir einen guten Stellplatz mit Strom vorfinden. Von den 18 Wohnmobilen am Platz sind ein Deutscher, ein Portugiese und wir die einzigen Ausländer 


27.04.2024

Schon am Vorabend haben wir nach geeigneten Plätzen gesucht und unsere Wahl fiel auf den CP Lucherino in Monticello Amiati, einem Dorf mitten in der Pampa. Um 10:05 h brechen wir auf und um 13:20 h sind wir mit 46.143 km am Ziel. Der Platz gefällt uns ausgesprochen gut. Lauter verschieden in Terrassen angelegte Parzellen, liebvoll gepflegt, mit einer freundlichen Deutschen an der Rezeption und einem ausgezeichneten Ristorante, in dem man auch für das Abendessen resevieren muß. Tatsächlich ist das Lokal um 19:30 h bis auf den letzten Platz besetzt.


Am nächsten Tag spazieren wir ins Dorf, um das Museum zu besuchen in dem gezeigt werden soll „wie man früher hier gelebt hat.“ Leider ist es geschlossen. Also bleibt es bei der „Dorfrunde“ inklusive 2 Kaffee, für die ich endlich den für Italien normalen Preis von € 2,40 zahle, nachdem wir an den bisherigen touristischen Hochburgen regelmäßig abgezockt worden sind.


Montag scheitert der Besuch des Museums leider wiederum, daher machen wir die Wanderung auf den Monte Aquilaia. Hin 1:30 h. Zurück 55 min. eine Strecke 4 km und 400 Höhenmeter. Wenigstens haben wir 17.384 Schritte gemacht. Obwohl der Berg als Punto panoramico ausgewiesen ist, sieht man am Gipfel nichts außer Bäume und einen Handymasten, aber auf den letzten Höhenmetern des Aufstieges hatte es einige gute Aussichtspunkte gegeben.

Der Lucherino ist wirklich herrlich. Am Abend hört man Käutze und Eulen und der Himmel ist sternenklar mit keiner Lichtverschmuzung.

30.04.2024

Wegen der katastrophalen Wettervorhersage für die nächsten 8 Tage haben wir beschlossen, unsere Italienreise abzubrechen. Nach Bezahlung von € 75,-- für 3 Nächte brechen wir um 11:00 h auf und lenken das Wohnmobil Richtung Norden. Um 12:00 h tanke ich in Paganico bei 46.173 km 56,94 l um € 101,--. Mehr gibt die SB-Zapfsäule nicht her, schon bei der Kassa wurde darauf hingewiesen, daß dieser Betrag der Maximalbetrag sei, für den Treibstoff abgegeben wird.


Um 12:45 sind wir mit 46.254 km kurz vor Siena. Die Strecke war wechselhaft, teilweise ausgebaute Autobahn Siena-Grosseto teilweise vierspurige Staatsstraße, teilweise zweispurig. Wir sind auf einem vierspurigen Teil und vor uns fahren zwei Pkw extrem langsam. Während ich überhole, gibt es einen lauten Klescher. Auf Evelyns Frage antworte ich nach einem Blick in den Rückspiegel, daß das wahrscheinlich ein hochgeschleuderter Stein war. Doch kurz darauf überholt uns einer der Pkw, ein weißer 1er-BMW wieder und gibt uns Zeichen anzuhalten, was wir kurz darauf bei einer Pannenbucht tun. Der Fahrer, der meiner Meinung nach aufgrund seines Akzentes gar kein Italiener ist, behauptet, ich hätte seinen Außenspiegel zerstört. Der Spiegel ist tatsächlich hin und an unserer rechten Heckgaragentür sind Kontaktspuren, die hoffentlich mit Polierpaste zu beseitigen sind. Der „Unfallgegner“ hat sofort – ohne suchen zu müssen – eine Internetseite auf seinem Handy, die zeigt, daß der Preis des Rückspiegels € 630,-- beträgt. Er schlägt Barablöse auf Basis Verschuldenteilung vor und will € 300,--. Ich sage, daß das die Versicherungen regeln sollen, meiner Meinung nach hatte ich genug Seitenabstand und er ist unzulässig ausgeschert. Der Mann will Barzahlung, die Polizei würde uns Schwierigkeiten machen. Nachdem ich keine Angst davor zeige, meint er, die Polizei würde erst in einer Stunde kommen. Seine Frau erwarte ein Baby und müsse zum Ultraschall. Die Frau hat zwar einen ziemlichen Wampen, der aber nicht wie ein Babybauch aussieht. Ich sage: Assecurazione. Der Gegner geht mit seiner Forderung auf € 200,-- herunter. Nachdem ich klarstelle: „Io non pago niente.“ Meint die Frau noch, ich solle wenigstens € 100,-- zahlen. Ich wiederhole meine Ablehnung laut, der Gegner springt fluchend ins Auto und fährt davon. Wir suchen noch einige Zeit im Internet nach einer nahegelegenen Polizei, finden aber nichts. Nach Siena hinein wollen wir auch nicht noch einmal, also lassen wir die Anzeige sein.

Um 13:20 h machen wir bei Poggibonsi eine Kaffeepause und um 17:30 h stellen wir das Wohnmobil mit 46.506 km an unserem heutigen Ziel, dem Agriturismo „Pegaso“ in Albigasegno knapp südlich von Padua ab. Der Bauernhof wirkt etwas heruntergekommen und einige der Typen die herumsteigen erwecken den Eindruck von Hoftodeln, aber die Tochter des Hauses ist freundlich, spricht ein bißchen Englisch und teilt mir mit, daß es sogar elektrischen Strom gibt. Auch Abendessen können wir hier. Das Essen ist einfach, aber in Ordnung und der Preis von € 35,-- für uns beide bei vier Gängen mit ¾ l Rotwein absolut angemessen. Auch der Stellplatz schlägt sich nur mit € 15 zu Buche.


01.05.2024

09:00 h Abfahrt

10:20 h 46.623 km Area servizio „Fratta sud“ Kaffee

Um 12:40 h stellen wir das Wohnmobil mit 46.791 km zu Hause ab.

 

Wir sind 1.685 km gefahren.


T=14

TG=268

S = 27.628

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Donnerstag, 28. September 2023

20. b) Bablje ljeto

Ljeto ist das kroatische Wort für Sommer. Baba heißt Oma, aber auch „alte Frau“, „altes Weib“. Was wird Bablje ljeto also wohl heißen?

Wir haben beschlossen, nach der abwechslungsreichen, besichtigungsintensiven Tschechienreise den Altweibersommer faul in Kroatien zu verbringen.

Mittwoch 13.09.2023

Um acht Uhr hat der Richter beim LG Korneuburg die Verhandlung anberaumt, was ihn mir gleich sympathisch macht. Ich betrete daher um 06:00 h Lukas' Wohnung von der Gartenseite her. Alle sind schon auf. Lukas kocht Kaffee, Syl packt alle möglichen Taschen zusammen und die drei Kinder sitzen in Erwartung des Frühstücks am Tisch.

Kurz vor sieben starten wir mit Lukas' Honda MSX, der Nachfolgerin der Honda Dax. Von Klosterneuburg aus gibt es eine Rollfähre über die Donau, die wir sogar mit dem Wohnmobil benutzen hätten können.


Nach der Verhandlung bringt mich Lukas zurück und um 10:40 h verlassen wir St. Andrä Wördern (43.720 km).

Schon kurz nach zwölf sind wir in Neunkirchen, aber da die Campingwelt Neugebauer bis 13:00 h Mittagspause hat, holen wir uns vorerst ein paar Wurstsemmeln.

Pünktlich um 13:00 h kommt der Werkstättenchef und mit ihm ein Verkäufer, der sehr kompetent ist und sich mit unserem Wohnmobil ganz besonders gut auskennt, weil er es seinerzeit angekauft hat. Nahezu sämtliche Probleme lösen sich in Luft auf. Die Klappen der Heckgarage haben soviel Vorspannung, daß die Entriegelung nur funktioniert, wenn man während des Öffnens fest dagegendrückt, sie werden auf ein bißchen weniger Vorspannung eingestellt. Der Wassereintritt bei der Hubdachkurbel ist ganz geringfügig, das Wasser geht sonst nirgendwohin und es kommt überhaupt nur bei der Dichtung rein, wenn während der Fahrt ein Unterdruck entsteht. Der Gasgeruch kam daher, daß ein Schlauch schlecht angeschlossen war. Auch über Fahrer- und Beifahrersitz löst sich keine Leiste und sind auch keine Wasserflecken. Dort wurde nur der Schaumstoffbezug des Himmels mit Kleber befestigt, der nicht hält. Der Verkäufer rät uns, die Stelle mit einer Holzleiste zu versehen, die gleich gebeizt ist, wie das Holz der Kasteln. Nur den Scheinwerfer können sie nicht reparieren, Lieferzeit drei Wochen! Materialkosten € 1.800,--! Gottseidank zahlt das die Versicherung.

Sicherheitshalber macht die Werkstätte doch noch eine Dichtheitsprüfung des Gassystems und deshalb ist es 14:50 h bis wir weiterfahren. Ohne besondere Vorkommnisse geht die Fahrt über den Wechsel nach Graz – Spielfeld – Marburg und Zagreb. Langsam geht der Tag zu Ende und wir beschließen, auf einer Autobahnraststätte zu übernachten. Ich wähle die odmorište Vukova Gorica und um 19:10 h stellen wir bei 44.197 km den Motor ab.

Jause im Wohnmobil und die Zeit vergeht schnell, bald ist Nachtruhe.

Donnerstag 14.09.2023

Um sechs bin ich von selbst wach. Ich gehe in die Tankstelle, kaufe Zigaretten und Kaffee und um 07:20 h geht es weiter Richtung Süden, Richtung Meer.

Nach einer Stunde halte ich an der odmorište Janjce und tanke bei 44.304 km 72,8 l Diesel um € 113,--.

Das Navi leitet uns bei Zadar-Zemunik von der Autobahn herunter und über die Küstenstraße nach Biograd, wo wir den Motor um 11:10 h bei 44.443 km im Camp Bakija abstellen.


Die nächsten zwei Wochen stehen wir jetzt hier stationär.

Lesen, computerspielen, baden, spazierengehen, Back Gammon spielen, so vergehen die Tage.

 


Manchmal wird selbst gekocht, manchmal geht’s in die Stadt zum Essen.


Wir haben insgesamt 67.804 Schritte absolviert, zwischen 524 und 15.499 pro Tag.


Wir haben an 9 Tagen insgesamt 54 Partien Back Gammnon gespielt, jeder hat 27 davon gewonnen, allerdings hat Evelyn 4 Tageswertungen gewonnen, ich nur 3, 2 mal ist die Tageswertung unentschieden ausgegangen.


Meist war es schön, zwischendurch gab es ein paar Tage mit Jugo und Regen. An einem dieser Tage bin ich mit dem Fahrrad in die Stadt zum Markt und hab es geschafft, trocken zu bleiben.

 


War Biograd am Anfang noch voller Touristen, so stellen wir im Lauf der Tage eine starke Entleerung der Campingplätze fest, die Standeln an der Uferpromenade machen eines nach dem anderen zu, man merkt, daß begonnen wird, die Gehsteige hochzuklappen.


Am Mittwoch, dem 27.09.2023 brechen wir um 10:15 h auf.

Das Navi führt uns durch die südlichen Wohngebiete von Biograd. Diese Route werden wir nicht mehr wählen.

Bei der Auffahrt zum Tunnel Sveti Rok bläst die Bora so stark, daß ich die Geschwindigkeit auf 60 km/h reduziere, trotzdem wackelt das ganze Mobil in den Böen.

Bei der odmorište Zir gibt’s eine Zigarettenpause, um 13:50 h halten wir in Žakanje bei der Bar Ronaldo auf einen Kaffee und gleich danach, in Jurovski Brod, unmittelbar vor der Grenze nach Slowenien tanke ich bei 44.715 km 47,53 l um € 77,--.

Die vom Verkehrsfunk avisierten Staus bei Ljubljana haben sich zum Glück aufgelöst, wir kommen zügig durch.

Um 17:15 h stellen wir das Wohnmobil mit 44.916 km zu Hause ab.

Wir sind 1.196 km gefahren.

Inklusive der Tschechienreise waren es 3.099 km


S = 25.943

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Montag, 18. September 2023

20. a) In der Heimat des Bieres

Alles neu macht der Mai. Aber auch der August bringt Neues. Ein neues Wohnmobil zum Beispiel. Evelyn hatte gegenüber Werner Neugebauer beiläufig erwähnt, daß wir uns für ein ähnliches, aber neueres Wohnmobil interessieren würden und Werner hatte gerade eines. Ein Hymer B 514 SL, Baujahr 2008. Ca. 40.000 km. In bester Ausstattung. Angeschaut und gekauft. Am 23.08. haben wir es erhalten und nach einigen kleinen Verzögerungen geht's am Montag, dem 28.08. los damit.

Start um 11:15 h mit 41.817 km. Einen Kilometer früher hatte ich noch vollgetankt. Bei mittlerem Regen verlassen wir Villach und der Regen bleibt uns in unterschiedlicher Intensität treu. Die Fahrt ist nicht sehr angenehm, sehr viel Verkehr, viele Baustellen und ein Stau nach dem anderen.

Genau an der Grenze Österreich/Tschechien gibt der äußerst rechte Scheibenwischer seinen Geist auf.

Um ca. 19:00 h erreichen wir unser Tagesziel, Česky Krumlov. Mit 42.233 km stellen wir das neue Gefährt im Kemp Krumlov am Ufer der Moldau ab.

Nach dem Abstellen bemerkt Evelyn, daß es bei der Kurbel des Hubdaches im Bad hereintropfte. Na fein. Aber nach einem Gulaš s knedlikem und zwei offenen tschechischen Bieren ist das Universum wieder im Einklang.

Dienstag 29.08.

Lange und gut geschlafen und erst um 07:30 h aufgestanden. Beim herrschenden Wetter egal. Nach dem Frühstückskaffee mache ich mich über den ausgefallenen Scheibenwischer her und mit dem Anziehen einer Mutter ist alles wieder in Butter.

Zu Fuß gehen wir die Hauptstraße entlang hinein ins Zentrum und besichtigen das pompöse Schwarzenberg'sche Schloß samt seinem Schloßgarten und dem Freilichttheater mit drehbarer Zuschauertribüne. Danach bummeln wir durch die Gäßchen, nehmen Kaffee und Bier zu uns und telefonieren mit Werner, der uns hinsichtlich der Undichtigkeit der Dachfensterkurbel im Bad beruhigt. Dies sei nicht tragisch. Wir sollten das Wohnmobil schief hinstellen, dann würde das Wasser ablaufen. Schon bald will Evelyn wieder zurück ins Kemp, weil ihr ungemütlich kalt ist.



Zu unserer Überraschung haben wir 10.800 Schritte geschafft. Zur Belohnung gibt's noch Kozel-Bier und Geselchtes mit Erdäpfelpuffer und rotes und weißes Kraut im Kemp.



Mittwoch 30.08.

Regen, länger schlafen. Nach einem Telefonat mit Lukas Bittighofer machen wir uns um 10:20 h auf den Weg. Eigentlich wollten wir auch Budweis besichtigen, aber die Parkplatzsituation ist derartig katastrophal, daß wir gleich weiterfahren nach Holašovice.

 

Um 11:30 h Zwischenstopp bei 42.279 km. Ein wunderbares komplett erhaltenes ursprüngliches Dorf. Ungefähr zwanzig Häuser und sonstige Gebäude rund um einen Teich mit Wiese und Linden und was halt so alles dazugehört. Echt lässig. Das älteste Haus wurde 1841 erbaut, eines 1879, im Geburtsjahr von Opa und das neueste 1922 im Geburtsjahr von Papa und Evelyns Mutter.



Um 12:45 h geht es weiter. In Plzen erspähen wir eine Tankstelle mit sensationell niedrigem Dieselpreis (kč 36,90 = € 1,538) und füllen bei 42.440 km 62,33 l Diesel um kč 2.300,-- in den Tank.



Um 17:00 h erreichen wir Karlsbad – Karlovy Vary – und stellen das Wohnmobil mit 42.519 km auf dem Zapadni Parkplatz ab. Bald danach geht es zu Fuß ins Zentrum, dann ins Staročeska restaurače, wo Evelyn Rindslendenbraten in Rahmsauce (s knedlikem) und ich Entenkeule auf Äpfeln mit Schupfnudeln und zweimal Kraut (rot/weiß) bestellen. Ausgezeichnet.



Danach spazieren wir noch bis in den „Talschluß“ und staunen über die wunderschönen Fassaden der riesigen alten Hotels und die prächtigen Kollonaden für die Kurgäste. Nach der Rückkehr zum Wohnmobil ist bald „Augen zu“.



Donnerstag 31.08.

Wenigstens kein Regen mehr, auch wenn sich die Sonne immer wieder hinter Wolken versteckt. Den Preis des Parkplatzes von kč 650,-- finde ich einigermaßen teuer, zumal es null Infrastruktur gibt. € 27,-- für eine Nacht parken auf grobem Schotter.

Um 10:05 starten wir das Wohnmobil und um 13:00 h treffen wir beim Central Camp Prag ein. 42.656 km.

Sehr freundlicher Betreiber und ein lässiges Lokal – mehr oder weniger im Freien – mit dem bisher günstigsten Bier: kč 56,-- statt wie bisher zwischen kč 60,-- und kč 65,--. Der Betreiber hat uns mitgeteilt, daß Menschen über 66 für die Benutzung der Öffis gar nichts zu bezahlen brauchen. Für die anderen gibt es ein preiswertes 24 Stundenticket. Wir nehmen die Tramway Nr. 9 bis zum Wenzelsplatz.



Alle möglichen Gassen laufen wir ab, erreichen den Altstädter Ring und wieder geht es hinein ins Gewirr und schließlich finden wir „U zlateho tygra". Leider keine Chance auf einen Platz. Der Betreiber des Camps hatte schon erwähnt, daß sich diese pivnice in den letzten 37 Jahren zu einem absoluten Kultlokal entwickelt hat und derzeit die angesagteste pivnice in Prag ist. Wir gehen daher gegenüber ins "U tri ruži". Der „Notnagel“ ist ein Volltreffer. Selbst gebrautes, ausgezeichnetes Bier und wunderbare Schweinsripperl mit zweierlei Kraut.


Am Campingplatz gibt's noch zwei Bier vor dem Schlafengehen.
Freitag 01.09.2023

Zuerst Klo entleeren. Laut Übersichtsplan befindet sich die Entsorgungsstelle ganz im Westen gleich hinter dem dritten Tor. Das Tor ist zu. Nach einem Zettel soll es zwischen 10:00 h und 15:00 h offen sein. Also um 10:15 h mit Klokassette in Marsch gesetzt, Tor ist noch immer zu. Dann erkenne ich, daß man von innen auch dorthin kommt. Also alles retour und dieselbe Runde von innen. Geschafft. Gibt 1.000 Schritte extra für mich für heute. 

 

Jetzt aber: Hinein zum Vaclavske namesti, zum Wenzelsplatz, und dann runter zur Moldau, über die Karlsbrücke und rauf auf den Hradschin. 

 

Das goldene Gäßchen dann doch gefunden. Kostet jetzt Eintritt. Ticket nur für goldenes Gäßchen allein gibt’s nicht, daher „Hauptrundgang“ gebucht und zusätzlich noch die St. Georg's Kathedrale (romanisch), den Königspalast und den Veitsdom (gotisch) besichtigt. Danach endlich ein Bier und nach 450 m die Tramway. Nr 22 bis zur Endstation und dann zurück, quer durch Prag und wieder hinein ins Zentrum, umgestiegen auf die 9er und zurück zum Camp. Ergibt inklusive der „Kloentsorgungswanderung“ 12.000 Schritte für heute.


Samstag 02.09.2023

Da das office erst um 10:00 h öffnet, lassen wir uns Zeit mit dem Abpacken. Es werden noch die ausgezeichneten Duschen des Campingplatzes genutzt und langsam der Abbau vorgenommen. Um 10:00 h ist zwar noch immer niemand beim office, aber die Putzfrau, die schon zuvor anwesend war, nimmt den Chip für die Toröffnung entgegen, gibt mir die Kaution zurück und öffnet schließlich auch die Ausfahrt für uns, sodaß wir um 10:00 h von der goldenen Stadt Abschied nehmen.

Rasch geht es über meistens Autobahn oder Autostraße nach Liberec – früher Reichenberg - und um 12:00 h stellen wir das Wohnmobil mit 42.765 km im Autocamp Liberec ab. Der Platz ist riesig, es gibt auch viele kleine Holzhütten zu mieten, aber es ist fast niemand da. Die Frau von der Rezeption leiht uns einen Adapter für die tschechischen Stromanschlüsse und ich mache mich mit dem Fahrrad auf zum nahegelegenen Kaufland. Ein riesiger Supermarkt, mit allem, was man so kaufen möchte und sehr viel junk, den ich nicht kaufen möchte. Wie auch in Österreich muß man lange suchen, bis man „normale“ Lebensmittel findet, die nicht mit der Bezeichnung „lactosefrei, vegan“ oder ähnlichem Blödsinn versehen sind.


Nach meiner Rückkehr machen wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Es ist doch ein beachtlicher Marsch, der uns schließlich auf den Hauptplatz bringt. Der ist sehr schön. Die alten Reichenberger haben mit den Fassaden ihrer Häuser deutlich gezeigt, daß sie wirklich reich waren. Und das Rathaus ist wie eine kleinere Kopie des Wiener Rathauses. 

 

Kein Wunder, ist ja auch vom selben Architekten. Nach einem guten Bier am Hauptplatz besichtigen wir noch ein paar Gassln, stellen aber fest, daß das historische Zentrum von Liberec ziemlich klein ist. Also zurück zum Camp. Dort essen wir in der Gaststätte des Campingplatzes und dann geht’s ab in die Heia. Zumindest für mich, Evelyn sieht noch fern.

Sonntag 03.09.2023

Der Tag zeigt sich nicht von seiner besten Seite. Ich hab schlecht geschlafen, hatte Sodbrennen und der Ellbogen hat gejuckt, daß es zum aus der Haut fahren war. Außerdem geht plötzlich die Heckgarage nicht auf. Ich öffne von der Fahrerseite, klettere hinein und öffne von innen auch die andere Tür. Dann baue ich die ganze Verkleidung des Schlosses ab, das Schloß selbst aus und besichtige das Werkl. Was dabei kaputt sein soll, erschließt sich mir nicht. Also wieder zusammenbauen. Jetzt funktioniert es, aber nur einmal. Dann geht gar nichts mehr. Ich räume also alle Sachen, die wir öfter brauchen, auf die Fahrerseite, sodaß wir wenigstens die immer griffbereit haben. Trotzdem ärgerlich. Durch die erfolglose Reparatur ist soviel Zeit vergangen, daß es schon 11:30 h ist, als wir abfahren.

Zuerst geht es nach Krasna Lipa. Dort ist von den Sandsteinfelsen nichts zu sehen, also suchen wir nähere Ortschaften. Auf dem Weg nach Doubice erspähe ich auch das Brauhaus der Brauerei Falkensteyn, die angeblich das beste Bier brauen soll. In Doubice entschließen wir uns für Chribska und nach wenigen Metern programmiere ich gleich Mesni Louka ins Navi. Die sehr schmale Straße nervt Evelyn, mir macht es Spaß. Und siehe da, meine Beharrlichkeit hat sich gelohnt. In Mesni Louka gibt es sogar einen Stellplatz mit Strom und Sanitäranlagen.

Um 13:50 h stellen wir bei 42.856 km den Motor ab.

Bis wir allerdings mit sämtlichen Tätigkeiten zum Abstellen fertig sind, ist 14:04 h vorbei und der Bus zum Beginn des Wanderweges zum Pravčicky brana - der Prebischtor genannten Felsformation - ist weg.

Also beschließen wir, die Wilde Klamm aufzusuchen und so schaffen wir auch heute wieder über 10.000 Schritte und auch einige Höhenmeter. Überall sieht man, daß Wildschweine die Wiese aufgewühlt haben.

 

Zurück von der Klamm essen wir im einzigen Gasthaus ausgezeichnet. Evelyn Švickova u smetanou, Rahmbraten, ich ein Rindsgulasch, beide mit Knödelvariation, also sowohl Semmelknödel, als auch Karlsbader Knödel.
 
Am Abend gibt es Fernsehen. Tatort mit Kommissarin Odental. Vor dem Schlafengehen komme ich noch in den Genuß, nicht nur einen Uhu rufen zu hören, sondern auch das Röhren eines brunftigen Rothirsches.

Montag 04.09.2023

Pünktlich um kurz vor 10:00 h sind wir bei der Haltestelle. Um 10:04 h kommt kein Bus. Auch die nächsten 20 Minuten nicht. Also zur zweiten Haltestelle, von der ein Bus um 35 Minuten nach der vollen Stunde gehen sollte. Auch hier nichts. Nach einer Weile verkünden ein paar Jugendliche, die auch gewartet hatten, daß sie in Erfahrung bringen konnte, daß die Busse nur bis zum 03.09. fahren. Danach gibt’s keine mehr. Als wir schon zu Fuß aufbrechen wollen, kommt der von einem Traktor gezogene Bummelzug. Nach einer Viertelstunde Gebeutel sind wir bei der Haltestelle, von der der Weg weggeht. Der Aufstieg fällt uns leicht, weil wir hier auf so geringer Seehöhe wandeln, daß wir quasi höhentrainiert sind.


Oben besichtigen wir alle Aussichtspunkte, von denen es einige gibt und nach einem Bier und Imbiß geht es wieder bergab. In der ganzen Gegend hat vor – geschätzt – zwei bis drei Jahren ein großflächiger Waldbrand gewütet. Als wir die Straße wieder erreichen, stellen wir fest, daß der Bummelzug erst in eineinhalb Stunden zurückfährt. Also Fußmarsch. Der Weg parallel zur Straße durch den Wald ist sehr schön zu begehen und großteils schattig.


Am Abend essen wir nochmals sehr gut im Hotel Mesni Louka.

Dienstag 05.09.2023

Zuerst versuche ich noch einmal, die Klappe der Heckgarage zu reparieren. Mit dem Erfolg, daß der Mechanismus auf der Beifahrerseite überhaupt nicht mehr funktioniert, die Fahrerseite läßt sich öffnen, wenn man beim Schließen so behutsam vorgeht, daß das Schloß gar nicht ganz, sondern nur auf der ersten Raste einschnappt.

Um 10:55 h brechen wir auf ins Riesengebirge. Krkonoše heißt es auf Tschechisch.

Um 15:00 h sind wir mit 43.022 km auf dem Base Camp Medvedin in Špindleruv Mlyn, dem tschechischen St. Moritz. Heute gibt es wenig Fußmarsch. Nur vom Camp ins Zentrum, so an die 2 km eine Richtung. Wir essen in einem Lokal, das original böhmische Küche verspricht, dann geht es retour.

Der ganze Ort ist sogar jetzt im Spätsommer zu hundert Prozent auf Schifahren eingestellt. Durch die niedrige Lichtverschmutzung ist der Sternenhimmel herrlich.

Mittwoch 06.09.2023

Aufbruch um 10:00 h weil Evelyn sagt, es ist ihr zu kalt hier in den Bergen.

Bei 43.060 km tanken wir 73,14 l. Wenig später, bei 43.089 km machen wir um 12:00 h eine Getränkepause in der Ortschaft Sobotka. Danach sind es nur mehr 4 km bis zur Burg Kost.


Nach der Burgbesichtigung geht es um 15:00 h weiter und um 16.00 h sind wir mit 43.112 km im Duokemp an einem kleinen, netten See, dem Komarovsky rybnik beim Dorf Branžež. Die Gegend ist so idyllisch, das man die Bezeichnung „böhmisches Paradies“ gut versteht.
 
Das Bier in der Campingkneipe ist ein Gedicht. Staropramen aus dem Tank. Die Gasthäuser hier haben wirklich oft Biertanks, der Bierwagen kommt mit Schlauch und Zapfpistole und füllt ihn voll.


Evelyn hat schon zuvor erwähnt, daß es im Wohnmobil nach Gas riecht. Da ich einmal vom Beisel kurz ins Mobil was holen gehe, bemerke auch ich den Geruch und drehe die Gasflasche ab. Sie wird jetzt nur aufgedreht, wenn wir heizen oder kochen.

Donnerstag 07.09.2023

Bargeld ist alle, also fahre ich mit dem Rad zum nächsten Bankomat. Der ist in der nächsten Stadt, Mnichovo Hradište und dorthin sind es zehn Kilometer. Da es in der Gegend haufenweise Wanderwege und Biketrails gibt, orientiere ich mich in Branžež anhand einer plakatierten Karte und finde prompt eine Abkürzung durch den Wald. Es sind zwar wirklich 2 km weniger, aber dafür geht es so steil bergauf, daß ich für den Hinweg schon eine Stunde benötige.

 

Nach meiner Rückkehr spazieren wir noch zu dem 3 km entfernten Skalni tunnel und über einen kürzeren, schönen Waldweg zurück.


Ich telefoniere mit Werner Neugebauer, um ihm die Mängelliste näherzubringen. Wir stimmen überein, daß das wichtigste die Reparatur der Heckgaragenklappen und die Beseitigung des Gasgeruchs sind. Werner meint, daß wir das gleich am Mittwoch in Neunkirchen in der Zentrale seines Sohnes beheben lassen können. Er wird sich um den Termin kümmern und uns Bescheid geben.


Freitag 08.09.2023

Um 10:40 h ist Aufbruch. Nach einer dreiviertel Stunde mehren sich die Hinweisschilder zu den Prachovske skaly und ich entschließe spontan, abzubiegen.

 

Was für ein Glücksfall. Die Prachovske skaly sind die mit Abstand geilsten Sandsteinfelsen unserer bisherigen Reise. Obwohl wir uns entschlossen haben, die kürzeste Runde zu nehmen, brauchen wir für die ausgiebige Betrachtung dieses Naturwunders mehr als eine Stunde. 

 

Danach geht es weiter nach Hradec Kralove, nach Königgrätz. 

 

Ein Bier und ein Imbiß am Hauptplatz, danach besteigen wir den Weißen Turm. Um 16:00 h langen wir nach schwieriger Suche (nicht einmal Google kennt den Weg) bei 43.202 km am Camp Stribrny rybnik an.

Samstag 09.09.2023

Um 10:00 h brechen wir auf, nachdem ich zuvor „Bousov“ ins Navi des Wohnmobils eingegeben habe. Evelyn hat die Burg Busau in Google gesucht. Nach der laut dem Navi des Wohnmobils halben Strecke bemerkt Evelyn, daß wir in die falsche Richtung fahren. Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, das erkenne ich am Sonnenstand. Aber weil es nicht mehr weit ist, will ich diesen Weg einmal fertig fahren.

Exakt um 12:00 h halten wir bei 43.267 km, also nach 65 km in einem winzigen Kaff in der Pampa, das den Namen Bousov trägt. Jetzt erst steigt mir ein Verdacht auf und tatsächlich, der Ort bei der Burg heißt Bouzov. Also das Navi richtig programmiert und ab geht es. Um 13:20 h machen wir eine Rauchpause in Polička, der letzten Stadt in Böhmen. Kurz darauf wird die Linie überschritten, die sogar mit einem Schild „Historische Grenze zwischen Böhmen und Mähren“ gekennzeichnet ist.


Weil ich es wissen will, fahren wir in Mohelnice durch und zuerst hinauf zur Burg, um den Weg zu erkunden und dann zurück zum MoravaCamp Hotel & Campsite, welches aber wegen Belagerung durch eine ganze Schule derzeit für Camper geschlossen ist. Also quer durch die Stadt zum Kamp Sport Relax Bagr.

Um 16:00 h stellen wir bei 43.421 km den Motor ab. Durch meine Falschprogrammierung des Navi und die Extratour zur Burg sind wir also heute 219 km anstatt der eigentlich vorgesehenen 118 km gefahren.

Sonntag 10.09.2023

Schon um 06:00 h stehe ich auf, damit wir ja nicht zu spät zur Burg kommen, weil am Sonntag rechnen wir mit größerem Andrang. Um 09:50 h geht es dann auch los und 30 Minuten später parken wir bei der Burg Busau. Die ist wirklich faszinierend. Da sie bis ins beginnende 20. Jahrhundert in tatsächlicher Benutzung durch den Adel stand ist sie super gut erhalten. Darüber hinaus wurden im Laufe der Zeit jeweilige Modernisierungen eingebaut und somit ist Busau die erste Burg, die ich besuche, die über ein historisches Pissoir verfügt (neben dem Speiseraum für die Gäste) und auch über ein Badezimmer neben den Gästezimmern.


Wir buchen nicht nur die große Burgführung, sondern danach noch extra die Turmbesteigung.


Wegen des umfangreichen Besichtigungsprogrammes ist es schon 13:00 h, als wir weiterfahren, aber schon eine Stunde später stehen wir mit 43.473 km im Camp Krasna Morava in Olomouc.
 
Da wir so früh dran sind, geht sich nach dem Ankunftsbier im Camp-Beisel auch noch ein Spaziergang in die Stadt aus. Schön entlang des Mühlbaches und später vorbei bei ausgedehnten Sportstätten geht es in 20 Minuten ins Zentrum. Nach Besichtigung des Oberen Platzes mit dem Rathaus gehen wir ins Moravska restaurace. Zielsicher haben wir das teuerste Haus gewählt. Trotzdem ist die Rechnung für eine Knoblauchsuppe, einmal Rahmbraten s knedlikem, einmal Kalbsspinne mit Reis, ein Mangosorbet, ein Cola, zwei Bier (herrlich) und einen Zwetschkenschnaps mit unter € 40,-- niedrig.


Montag 11.09.2023

Evelyn hatte schon gestern gesagt, daß sie sich Brünn nicht anschauen will, lieber noch einen Tag hierbleiben. Also gehen wir kurz vor ½ 12 h wieder in die Stadt, damit wir um 12:00 h beim Rathaus das Glockenspiel der astronomischen Uhr betrachten und anhören können. Danach besichtigen wir noch den Unteren Platz, die Kirche St. Michael, die Wenzelskathedrale und nach einem Salat und einem Bier am Oberen Platz geht es zurück ins Camp.


Evelyn zerbricht sich den Kopf, woher die irischen Tinker, die rund um uns ihre riesigen Wohnwägen abgestellt haben, soviel Geld haben, daß sie sich solche Gefährte leisten können.

Dienstag 12.09.2023

Um 10:30 h ist Abfahrt und gleich geht es auf die Autobahn. Bei Brünn tanken wir mit 43.558 km 54,69 l und ich kaufe um die letzten Tschechenkronen Zigaretten. Kurz vor der Grenze werden wir für einen Kaffee auf einem Parkplatz auch noch die allerletzten kč 63,-- los weil wir mit Euro gemischt bezahlen können.

Um 13:15 h überqueren wir die Grenze nach Österreich. Das ganze Weinviertel von der Grenze bis kurz vor Wien ist durch viele, viele Windräder grauenhaft verschandelt. Entsetzlich.

Mit einem durch die Donau bedingten Umweg über die Brücke bei Tulln kommen wir um 14:40 h mit 43.720 km zu Lukas Bittighofers Haus in St. Andrä-Wördern.

Zum Abschluß bemerkt Evelyn, daß offenbar doch Wasser in das Zwischendach eingetreten sein muß, weil sich die Verklebung einer Leiste am Himmel über Fahrer- und Beifahrersitz löst und Wasserflecken dort auftauchen.

Damit ist eigentlich unsere Tschechienreise zu Ende. Wir sind zwar noch nicht zu Hause, aber morgen geht es ja nach meiner Verhandlung am LG Korneuburg vorerst einmal in die Werkstatt von Neugebauer jun. in Neunkirchen, daher beende ich hier diesen Bericht.

Wir sind 1.903 km gefahren.

Das Resümmee:

Tschechien ist wirklich die Heimat des Bieres.

Die highlights waren (neben dem Bier, das überall gut war) :

Als Stadt Karlovy Vary, Karlsbad.

Von der Natur die Prachovske skaly, die Sandsteinfelsen

An Beiseln ex aequo der Campingausschank im Duokemp Branžež im böhmischen Paradies für das beste Staropramen und die pivnice U tri ruži in Prag.

An Campingplätzen der Platz „Duokemp“ in Branžež.

Das tschechische Volk ist ein interessantes Volk. Am Wochenende flieht wirklich jeder hinaus in die Natur, es gibt kaum dicke Menschen, sie erscheinen sehr sportlich, jeder Campingplatz hat einen großen Sportbereich, das Angebot an Sportarten ist sehr vielfältig und es wimmelt von Kinderspielplätzen.


S = 24.747

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